06.03.2023 Arzt-Kolumne

Woher Brustschmerzen bei Heranwachsenden kommen

Von Melanie Ahaus
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen in Sachsen. Fotoquelle: privat

Schmerzen in der Brust treten bei Kindern häufig auf und sind meist kein Grund zur Sorge. Hier erfahren Sie, woher die Brustschmerzen kommen und was Sie dagegen tun können.

Vor wenigen Tagen saß eine zwölfjährige Patientin mit schmerzverzerrtem Gesicht in meiner Sprechstunde und klagte: „Mir tut es hier in der Brust so weh.“ Ihre Mutter befürchtete sogar, dass ihre Tochter Herzprobleme haben könnte. „Brustschmerz ist bei heranwachsenden Kindern, gerade in diesem Alter, häufig. Er kann vielfältige Ursachen haben. Zum Glück ist er meist harmlos, aber wir wollen genau nachsehen“, erklärte ich Mutter und Tochter. „Wir werden schauen, ob die Schmerzen direkt von einem Organ, etwa dem Herzen, kommen oder ob sie etwas mit dem Skelett, den Nerven oder der Muskulatur zu tun haben.“

Als erstes bat ich die Zwölfjährige, mir ihre Schmerzen genau zu beschreiben. „Es tut weh, wenn ich tief einatme“, antwortete sie. Ich klopfe mit meinen Fingern den Oberkörper der Patientin ab und ließ sie ein paar Mal tief ein- und ausatmen: „Tut es weh? Zieht es?“, fragte ich das Mädchen, das zustimmend nickte.

Brustwandschmerzen, wie die Patientin sie hier beschreibt, sind bei Heranwachsenden oft die Folge von Nervenschmerzen, einer sogenannten Interkostalneuralgie. Natürlich können Schmerzen in der Brust auch noch viele andere Ursachen haben, zum Beispiel eine Entzündung der Atemwege, eine Verletzung oder in sehr seltenen Fällen einen Tumor. Liegt ein solcher Verdacht vor, werden aufwendige Untersuchungen gemacht wie Röntgenaufnahmen, CT, Endoskopien und Laboruntersuchungen. In diesem Fall – und zum Glück in den meisten Fällen – können diese schweren Erkrankungen aber durch eine sorgfältige körperliche Untersuchung ausgeschlossen werden.

Ich fragte die Schülerin, ob sie in letzter Zeit viel für die Schule arbeiten müsse. „Ja, ich sitze fast den ganzen Tag am Schreibtisch. Zum Sport komme ich gar nicht mehr. Wir müssen so viel Stoff nachholen“, antwortete sie mir. Der Patientin geht es wie vielen Kindern. Sie sitzen stundenlang an Tischen und auf Stühlen, die nicht optimal auf ihre Größe ausgerichtet sind. Die Folge sind Verhärtungen und Verspannungen. Diese wiederum lösen die Schmerzen in der Brust aus. „Am besten versuchst du als erstes, dich wieder regelmäßig zu bewegen, nicht zu lange am Stück am Schreibtisch zu sitzen“, riet ich dem Mädchen. Der Mutter empfahl ich, ihrer Tochter abends warme Umschläge zur Entspannung zu machen.

Wenn Brustschmerzen anhalten, kann außerdem eine Physiotherapie verordnet werden, bei der die Kinder Übungen lernen, um Verspannungen zu lösen und damit die Schmerzen zu lindern.

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