16.07.2015 prisma-Serie: Schmerz - Teil 4

Au Backe, tut das weh!

Bei Zahnschmerzen fällt das Lächeln schwer
Bei Zahnschmerzen fällt das Lächeln schwer Fotoquelle: Jean-Philippe WALLET/shutterstock.com

Der Gedanke an den Behandlungsstuhl weckt selten frohe Erinnerungen. Daher hofft mancher, sich den Besuch beim Zahnarzt sparen zu können, solange die Beschwerden gerade noch erträglich sind. Verständlich ist diese Haltung, aber ist sie auch klug? Oder sollte man besser bei jedem Schmerz zum Zahnarzt eilen?

Der Kopf im Nacken, das Herz in der Hose - Der Zahnschmerz

"Schmerzen in der Mundhöhle sind meist Warnsignale für eine erstzunehmende Erkrankung", sagt Prof. Dr. Dietmar
Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. "Nur selten verschwinden die Schmerzen von selbst und kommen häufig wieder." Das gilt bereits für die erhöhte Schmerzempfindlichkeit nach dem Kontakt der Zähne mit Kälte, Wärme und Süßem. Für die Wahrnehmung ist der Trigeminus verantwortlich: Der hochsensible Gehirnnerv versorgt auch die Zähne - leitet er den Schmerz weiter, ist definitiv Gefahr in Verzug.

Häufigste Schmerzauslöser sind Zahnfäule (Karies), die Entzündung von Zahnfleisch (Parodontitis) und Zahnnerv (Pulpitis) sowie Funktionsstörungen des Kiefergelenks. Auch eine verletzte Mundschleimhaut, etwa infolge des schlecht sitzenden Gebisses, kann heftig weh tun.

Bei der Suche nach ungewöhnlichen Schmerzursachen blickt der erfahrene Zahnarzt immer über den Rand der Mundhöhle hinaus. Kopfschmerzen, entzündete Nebenhöhlen und sogar ein beginnender Herzinfarkt können Zahnbeschwerden vortäuschen.

Schmerzpatienten erhalten in aller Regel rasch einen Behandlungstermin. Um die Zeit zu überbrücken - etwa am Wochenende (Notdienst!) oder im Urlaub - ist Soforthilfe gefragt.

Bei entzündlichen Prozessen lindert eine Kältekompresse auf der Wange die Schmerzen, von Wärme und Koffein ist abzuraten. Die Naturapotheke hält die Gewürznelke (aufgebissen und im oder am schmerzenden Zahn lagern) sowie Kamillentee zur Entzündungshemmung bereit.

"Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen sollten nur sparsam und kurzfristig eingenommen werden", rät Zahnarzt Oesterreich. "Auf Acetylsalicylsäure ist wegen des blutverdünnenden Effekts möglichst zu verzichten."

1000 Bakterienarten besiedeln die Mundschleimhaut. Das ist normal, verlangt aber regelmäßiges Reinemachen, damit die Kleinstlebewesen keinen Schaden anrichten. Richtiges Zähneputzen, regelmäßige professionelle Zahnreinigung und der sparsame Verzehr von säurehaltigen und süßen Lebensmitteln ist die beste Schmerzvorsorge.

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