22.01.2021 Augenkrankheiten erkennen

Den Durchblick behalten

Von Annette Bulut
Dauerhafte Sehschäden können durch regelmäßige Kontrollen des Augenarztes vermieden werden.
Dauerhafte Sehschäden können durch regelmäßige Kontrollen des Augenarztes vermieden werden. Fotoquelle: Berufsverband der Augenärzte Deutschlands

Drei Augenerkrankungen kommen bei älteren Menschen besonders häufig vor: Grüner Star, Grauer Star und altersbedingte Makuladgeneration (AMD). Bei den Jüngeren ist das "office eye syndrom" durch digitalen Augenstress und "jugendliche Kurzsichtigkeit" weit verbreitet.

Ob jugendliche Kurzsichtigkeit, trockenes Auge, altersbedingte Makuladegeneration, Grüner oder Grauer Star – in jedem Alter gilt: je früher Fehlsichtigkeit und Augenerkrankungen entdeckt werden, umso besser. Denn dauerhafte Sehschäden können durch regelmäßige Kontrollen des Augenarztes vermieden werden. Dennoch sucht Befragungen zufolge nur jeder dritte Erwachsene innerhalb eines Jahres den Augenarzt auf. Spätestens ab dem 55. Lebensjahr ist eine regelmäßige, jährliche Untersuchung beim Augenarzt jedoch unbedingt ratsam. Jüngeren Menschen empfehlen Augenärzte eine Kontrolle alle zwei bis vier Jahre.

Diese Erkrankungen des Auges kommen vor allem bei älteren Menschen vor:

Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)

Eine der häufigsten Augenkrankheiten in Deutschland ist die altersbedingte Makuladegeneration (AMD). Sie kann zur Erblindung führen. Auslöser der AMD sind Ablagerungen und Veränderungen der Blutgefäße an der Netzhaut. Bei dieser Erkrankung ist die Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut betroffen. Ihre Funktion nimmt stetig ab. Dadurch können die Patienten zunehmend schlechter scharf, farbig und kontrastreich sehen.

Laut Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA), Düsseldorf, haben schätzungsweise mehrere Millionen Menschen hierzulande AMD, und zwar:

• rund 6.938.000 im Frühstadium und
• rund 480.000 im Spätstadium.

Unter Frühformen der AMD leiden rund 20 Prozent der 65- bis 74-jährige und rund 35 Prozent der 75- bis 84-jährigen Deutschen. „Trotz intensiver Aufklärungsarbeit ist die AMD und die damit verbundene Erblindungsgefahr kaum bekannt“, so der BVA. Bei einer Befragung gab etwa dreiviertel der Risikogruppe im Alter ab 55 Jahren an, die Krankheit nicht zu kennen, 9 Prozent waren unsicher und nur 18 Prozent waren informiert. Lange war die Augenheilkunde weitgehend machtlos gegen die altersabhängige Makuladegeneration, die häufigste Erblindungsursache im Seniorenalter. Die Einführung der Injektion eines hemmenden Medikamentes in den Glaskörper des Auges hat die Behandlung bestimmter Formen der AMD revolutioniert. Heute sind diese Injektionen klinisch-praktischer Alltag in der augenärztlichen Therapie. Angetrieben wurde diese Entwicklung entscheidend durch große Studien, für die Professor Frank G. Holz, Ärztlicher Direktor der Universitätsaugenklinik Bonn, verantwortlich war.

Grauer Star (Katarakt)

Jedes Jahr gibt es in Deutschland rund 550.000 Katarakt-Operationen. Die meisten Patienten sind über 65 Jahre als. Mit dem Grauen Star geht eine fortschreitende Trübung der Augenlinse einher. Wenn die Sehschärfe weniger als 50 bis 60 Prozent beträgt, raten Augenärzte in der Regel zu einer Operation. Dabei wird die eigene Linse entfernt und durch eine künstliche Linse ersetzt. Das ist inzwischen ein Standardeingriff, der kaum länger als zehn bis 20 Minuten dauert, er gilt als risikoarm und kann in der Regel ambulant durchgeführt werden.

Grüner Star (Glaukom)

Beim Grünen Star (Glaukom) wird der Sehnerv wegen zu hohen Augeninnendrucks geschädigt. Die Beeinträchtigung kann nicht mehr rückgängig gemacht. Die Betroffenen haben das Gefühl eines immer dichter werdenden Schleiers oder das Gefühl durch ein Milchglas zu schauen. Im Extremfall führt der Grüne Star zu einer Erblindung des Auges. Durch regelmäßige Kontrollen des Augenarztes ist das leicht vermeidbar. Denn sobald der Grüne Star diagnostiziert ist, kann er zumindest medikamentös durch Tropfen gestoppt werden. Etwa 2,3 Millionen Menschen sind in Deutschland vom Grünen Star und dessen Vorstadien betroffen.

Jeder zweite Patient mit Glaukom leidet an Bluthochdruck. Offenbar fördert die medikamentöse Therapie gegen Bluthochdruck die Entstehung des Augenleidens. Insbesondere Medikamente, die zu einem starken nächtlichen Abfall des Blutdrucks führen, können Sehnerv und Netzhaut schädigen. Als bedeutendster Risikofaktor für ein Glaukom gilt ein erhöhter Augeninnendruck, der einerseits einen mechanischen Schaden am Sehnerv bewirkt und gleichzeitig die Durchblutung des Sehnervs stört. Die Senkung des Augeninnendrucks ist darum auch der wichtigste Therapieansatz.

Trockenes Auge (office eye syndrom)

Der ständige Blick auf den Bildschirm von Smartphone, Tablet oder PC ist purer Stress für die Augen. Die Folgen: Augenbrennen, Druckgefühl oder Sehstörungen. Stets ist der Blick starr und fast ausschließlich in eine Blickrichtung aus einer geringen Entfernung auf einen nahen Punkt ausgerichtet. Die Folge: Das Sehorgan bewegt sich dabei kaum, die Blinzelfrequenz lässt deutlich nach. Dieser ständige Nahstress kann ein sogenanntes „Trockenen Auge“ zur Folge haben. „Das führt dazu, dass die Augenoberfläche nicht ausreichend mit Tränenflüssigkeit bedeckt ist. Die Folgen sind Augenmüdigkeit, Druck- und Fremdkörpergefühl oder Tränenlaufen“, erklärt Professor Alireza Mirshahi, Ärztlicher Direktor der Augenklinik Dardenne in Bonn Bad-Godesberg.

Das trockene Auge, auch office eye syndrom genannt, kann chronisch werden. Durch die geringere Blinzelhäufigkeit und den daraus resultierenden verminderten Tränenfilm steigt das Risiko von Infektionen. Abhilfe schaffen frei verkäufliche Tränenersatzmittel aus der Apotheke, sogenannte „künstliche Tränen“. Wenn diese Tropfen nicht helfen, dann ist eine augenärztliche Untersuchung ratsam. Eine ausführliche augenärztliche Tränenfilmdiagnostik ist aber nur in seltenen Fällen erforderlich. Der Augenarzt kann damit den richtigen, individuell abgestimmten Tränenersatzfilm verordnen. Der „digitale Augenstress“ führt bei Erwachsenen zu einem „Trockenen Auge“. Bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen steigt hingegen das Risiko eine Kurzsichtigkeit zu entwickeln.

Jugendliche Kurzsichtigkeit

Eine Kurzsichtigkeit entwickeln insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsenen. Von Kurzsichtigkeit (Myopie) ist die Rede, wenn das Auge Objekte in der Nähe gut, weit entfernte Dinge ohne Brille dagegen schlecht erkennen kann. Ob ein Kind fehlsichtig ist, kann eine augenärztliche Untersuchung schon früh klären. Gerade in den ersten Lebensjahren, in denen sich das Zusammenspiel von Augen und Gehirn noch entwickelt, ist es wichtig, dass eine eventuell bestehende Fehlsichtigkeit rechtzeitig diagnostiziert und korrigiert werden.

Vor der Einschulung ist ein Besuch beim Augenarzt sinnvoll, um sicherzustellen, dass keine Fehlsichtigkeit den erfolgreichen Start ins Schülerdasein behindert. Wenn eine Kurzsichtigkeit festgestellt wird, ist es wichtig, sie konsequent mit Brille oder gegebenenfalls Kontaktlinsen auszugleichen. Auch das trägt dazu bei, die Zunahme der Myopie zu bremsen. „Wichtig ist noch zu wissen, dass die „Naharbeit“, also alle Tätigkeiten in der Nähe von PCs, Tablets und Smartphones bei Kindern und Jugendlichen die Entwicklung von Kurzsichtigkeit begünstigt. Hier hilft nur eins: Raus an die frische Luft und zum Sport. Das hilft, die Kurzsichtigkeit zu verhindern und hält den Körper fit“, rät Alireza Mirshahi von der Augenklinik Dardenne in Bonn Bad-Godesberg.

So bleiben die Augen gesund

"Mit ein paar einfachen Tipps kann jeder Mensch sein persönliches Risiko positiv beeinflussen", sagt Dr. Andrea Lietz-Partzsch vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA). Hier ihre Tipps:

Regelmäßig bewegen: Spazierengehen oder joggen, Rad fahren, schwimmen – solche und andere Formen des Ausdauersports kommen nicht nur der allgemeinen Gesundheit zugute, sondern auch den Augen. Regelmäßiger Sport kann altersbedingte Veränderungen der Netzhautmitte (der Makula), die eine Sehminderung verursachen können, positiv beeinflussen.

Vitaminreiche Ernährung: Eine abwechslungsreiche Ernährung, die reich an Vitaminen und an dem vor allem in grünem Gemüse wie Spinat oder Grünkohl enthaltenen Farbstoff Lutein ist, kommt den Augen zugute. Werden diese Farbstoffe in ausreichender Menge mit der Nahrung aufgenommen, dann können sie sich in der Netzhaut anreichern. Dort schützen sie wie eine natürliche Sonnenbrille vor altersbedingten Schäden.

Nicht rauchen: Raucher haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Krankheiten wie der Altersbedingten Makuladegeneration oder auch dem Grauen Star zu erkranken. Frische Luft: Wer viel Zeit im Büro und am Computer verbringt, klagt oft über trockene, gereizte Augen. Regelmäßige Pausen an der frischen Luft wirken dem entgegen. Hin und wieder den Blick schweifen lassen und nicht immer nur auf den Schreibtisch und den Bildschirm zu schauen, entspannt zudem die Augenmuskulatur.

Chancen der Früherkennung nutzen: Die häufigsten Augenkrankheiten, die das Sehen bedrohen, treten mit steigendem Alter immer häufiger auf. Deshalb raten Augenärzte zu Früherkennungsuntersuchungen, bei denen nach Anzeichen wie der Altersbedingten Makuladegeneration oder dem Glaukom gesucht wird. Denn je früher eine Therapie eingreift, desto besser sind die Chancen, das Sehvermögen zu erhalten.

Täglich raus ans Tageslicht: Kinder sollten sich jeden Tag mindestens zwei Stunden bei Tageslicht im Freien aufhalten. So können sie das Risiko senken, kurzsichtig zu werden. Möglichst wenig Zeit mit Smartphone und Co. verbringen: In der Kindheit wachsen die Augäpfel noch. Wird ein Augapfel „zu lang“ dann wird das Auge kurzsichtig. Wenn Kinder häufig und andauernd auf Gegenstände in der Nähe schauen – zum Beispiel auf ein Smartphone – dann erhält das Auge Anreize, zu wachsen. Deshalb sollte die Zeit, die Kinder mit Beschäftigungen in der Nähe verbringen, beschränkt sein.

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