Ob Luftnot, Herzprobleme oder Bluthochdruck – viele gesundheitliche Beschwerden entstehen durch eine ungünstige Lebensweise. Dabei können schon kleine Veränderungen zu einer deutlichen Verbesserung des Gesundheitszustands führen. Wie das gelingt, verrät der bekannte TV-Arzt und Buchautor Doc Esser am 10.03. den prisma-Lesern in einem Facebook Live-Chat. Wir haben ihm vorab ein paar Fragen stellen können.
Was kann man gegen Bluthochdruck tun?
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit, wird aber von vielen auf die leichte Schulter genommen. Dabei kann ein dauerhaft erhöhter Blutdruck das Risiko für viele andere Erkrankungen dramatisch erhöhen. Dazu gehören beispielsweise der Herzinfarkt und der Schlaganfall. Die gute Nachricht: Sie können einiges für einen normalen Blutdruck tun, haben ihn also quasi selbst in der Hand. Die wichtigste Maßnahme: Treiben Sie bitte Sport. Wenn es möglich ist drei- bis viermal die Woche. Ein moderates Ausdauertraining normalisiert den Blutdruck und kann den systolischen Wert (der obere Wert) um bis zu acht mmhg senken. Das entspricht ungefähr der Wirkung eine Tablette gegen Bluthochdruck.
Achten Sie bei der Ernährung auf Salz. Vor allem in verarbeiteten Nahrungsmitteln ist viel zu viel Salz enthalten. Die empfohlene Menge von 4-6 Gramm halten wir hier in Deutschland eh nicht ein, oft konsumieren wir mehr als 15 Gramm pro Tag, was deutlich zu viel ist. Generell sollte Ihre Ernährung zum größten Teil aus pflanzlicher Kost bestehen – ich empfehle immer regionale und saisonale Produkte, dann tun Sie sich und Ihrem Bauern gleichzeitig was Gutes. Viele sekundäre Pflanzenstoffe wirken blutdrucksenkend. Ein nicht erkanntes oder behandeltes obstruktives Schlafapnoesyndrom kann auch zu Blutdruckentgleisungen führen. Auch das sollte im Rahmen einer Blutdruckeinstellung mit abgeklärt werden.
Wie behält man möglichst ein Leben lang gesunde Atemwege?
Der wichtigste Ratschlag: Nie rauchen und wenn Sie rauchen, dann versuchen Sie schnellstmöglich aufzuhören. Und auch für die Passivraucher gilt: Sie sind genauso gefährdet. Bitten Sie Ihren rauchenden Partner/Partnerin nur draußen diesem zweifelhaften Genuss nachzugehen. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sorgen wiederum für eine natürliche Kräftigung der Lunge. Halten Sie sich vor Augen, dass das Zwerchfell auch ein Muskel ist, der trainiert werden möchte - neben vielen anderen Muskeln, die zur Atemhilfsmuskulatur gehören.
Luftnot und Druck auf der Brust bei Anstrengungen. Was kann das bedeuten?
Kommt es bei Anstrengungen zu Luftnot mit einhergehenden Schmerzen auf der Brust, muss eine koronare Herzerkrankung zeitnah abgeklärt werden. Die Symptome sind als Angina pectoris bekannt und deuten auf eine unzureichende Blutversorgung des Herzens hin. Das Herz wird durch zwei große Arterien (Herzkranzarterien), von denen wiederum zahlreiche Äste abgehen, mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Jeder Arterie und ihren Ästen ist ein bestimmtes Versorgungsgebiet zugeteilt. Durch Arteriosklerose (Gefäßverkalkung, die durch Ablagerungen von Fetten, Kalk und Bindegewebe mit nahfolgender Entzündung entstehen) kann es zu einer Teilverlegung des arteriellen Gefäßes kommen, so dass in Ruhe die Region noch ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt wird, aber bei Belastung diese Versorgung nicht mehr ausreicht. Die Folge: Atemnot und Druck auf der Brust.
Treten die Symptome nur unter Belastung auf - dazu gehören neben körperlicher Betätigung auch Stress, Kälte oder eine opulente Mahlzeit - spricht der Mediziner von einer stabilen Angina pectoris. Bei der stabilen Angina pecoteris besteht keine Lebensgefahr, aber Sie sollten engmaschig durch einen Herzspezialisten gesehen werden. Kommt es aber bereits bei leichter Belastung oder gar in Ruhe zu diesen Beschwerden, dann spricht man von instabiler Angina pectoris. Diese Symptome sind absolut ernst zu nehmen, da es zu einem rasanten Fortschreiten der Erkrankung kommen kann und das Risiko für einen Herzinfarkt stark ansteigt.
Stimmt es, dass ein tägliches Gläschen Alkohol das Herz schützt?
Schön wäre es oder? Das sogenannte "französische Paradoxon" steckt hinter dieser Hypothese. Wissenschaftler konnten sich lange Zeit nicht erklären, warum Herzerkrankungen bei französischen Weinbauern, die regelmäßig Wein tranken und rauchten im Vergleich zu anderen Menschen deutlich geringer vorzufinden waren. Die Ursache wurde in dem sekundären Pflanzenstoff Resveratrol gefunden. Dieser sekundäre Pflanzenstoff sitzt in der Schale der Traube und schützt die Pflanze vor Bakterien, Pilze und Viren. Bei uns Menschen scheint sich Resveratrol günstig auf den Blutdruck auszuwirken und das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu senken. Rotwein hat im Vergleich zu Weißwein eine viel höhere Dosis an Resveratrol, so dass die Forscher zu dem Schluss kamen, dass die franz. Weinbauern durch den täglichen Genuss von Rotwein vor Herzkreislauferkrankungen geschützt seien.
Bevor Sie jetzt aber die Gläser klingen lassen: Aktuell ergibt sich keine Therapieempfehlung mehr für das tägliche Glas Wein. Weitere Untersuchungen zeigten nämlich, dass die Menge des Resveratrol in einem Glas Rotwein trotz allem viel zu gering ist, als dass eine positive Wirkung entstehen könnte, so dass nun wieder die negativen Seiten von Alkohol in den Vordergrund treten: der Blutdruck steigt, das Risiko für Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern steigt und oft kommt es zu einer Leberverfettung bis hin zur Leberzirrhose. Aus meiner Sicht spricht nichts gegen einen sehr mäßigen Alkoholgenuss, aber er fördert sicherlich nicht die Herzgesundheit.
TV-Arzt und Buchautor Dr. Heinz-Wilhelm Esser, auch bekannt als Doc Esser, weiß, wie man Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt und Lungenkrankheiten. Das verrät er unseren Lesern am Donnerstag, 10. März, im Facebook-Chat. Stellen Sie Ihre Fragen an Doc Esser ab 18 Uhr.