11.12.2018 Arzt-Kolumne

Boreout: Hilfe bei Unterforderung

Dr. Thorsten Bracher leitet als Chefarzt die auf Depressionen, psychosomatische Erkrankungen sowie Burnout-Syndrome spezialisierte Schlossparkklinik Dirmstein in Rheinland-Pfalz
Dr. Thorsten Bracher leitet als Chefarzt die auf Depressionen, psychosomatische Erkrankungen sowie Burnout-Syndrome spezialisierte Schlossparkklinik Dirmstein in Rheinland-Pfalz Fotoquelle: privat

Burnout ist zu einer Volkskrankheit der modernen Arbeitswelt geworden. Doch nicht nur Überforderung stellt ein ernsthaftes Problem dar – auch ständige Unterforderung und Langeweile können krank machen und schließlich zum "Boreout" führen.

So erging es auch dem Sachbearbeiter aus München, der vor einiger Zeit in unsere Klinik kam: Durch die Installation einer neuen Computertechnologie hatte er einige primäre Aufgaben verloren und fühlte sich seitdem mehr oder weniger arbeitslos. Alles lief betrieblich wie am Schnürchen – doch seine Fachkompetenz war seit Monaten kaum noch gefragt. Was manchem wie ein Glücksfall erscheinen mag, machte ihm mehr und mehr zu schaffen. Denn: Über längere Zeit können sich Unterforderung, Monotonie und Langeweile physisch und psychisch negativ auswirken. Wer keine Erfolgserlebnisse hat und wenig Sinn in seiner Tätigkeit sieht, für den wird der Arbeitstag oft quälend lang. Das Selbstwertgefühl leidet.

Ist Boreout wirklich eine Krankheit?

Bei einem Boreout handelt es sich um ein relativ neues Krankheitsbild, das bisher noch nicht offiziell anerkannt ist. Der Begriff basiert auf dem englischen "boredom", was übersetzt so viel wie "Langeweile" heißt. Studien zur Häufigkeit liegen noch nicht vor, die Symptome aber ähneln dem eines Burnouts: Neben dem körperlichen und geistigen Erschöpfungszustand werden Schmerzen, Schlafstörungen oder Depressionen als Folge eines Boreouts vermutet. Anzeichen dafür sind auch Resignation und Antriebslosigkeit.

Dem betroffenen Sachbearbeiter half in erster Linie Eigeninitiative aus dem persönlichen Tief. Statt weiterhin so zu tun, als wäre sein Arbeitsaufkommen ausreichend, schilderte er seinem Vorgesetzten seine Probleme und sein Bedürfnis nach einer erfüllenden Tätigkeit. Dank konstruktiverer Aufgabenbereiche sowie neuer Hobbys und Herausforderungen in der Freizeit fand er neue Zufriedenheit. Mentalen Ausgleich brachte ihm die progressive Muskelrelaxatio – Entspannungsübungen wie diese gehören zur Basis der Therapie. Diese professionelle Hilfe sollte stets dann in Erwägung gezogen werden, wenn der Boreout deutliches Leiden erzeugt.

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