30.08.2021 Arzt-Kolumne

Burnout trifft auch junge Menschen

Von Andreas Hagemann
Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Röher Parkklinik in Eschweiler bei Aachen.
Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Röher Parkklinik in Eschweiler bei Aachen. Fotoquelle: Röher Parkklinik

"Ich kann überhaupt nicht mehr abschalten und zur Ruhe kommen. Die Klausuren und Schulnoten bestimmen mein ganzes Denken und Handeln. Außerdem fühle ich mich so ausgelaugt und leer, habe kaum noch Appetit und kann sehr schlecht einschlafen. Meine Freunde treffe ich fast gar nicht mehr,“ berichtete mir vor einigen Tagen eine 15-jährige Gymnasiastin in meiner Sprechstunde.

Auch sehr junge Menschen brauchen immer häufiger therapeutische Hilfe. Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Motivations- und Konzentrationsprobleme sind nur einige der Merkmale, die auf eine permanente Überforderung hinweisen können. Bei Warnzeichen wie Appetitlosigkeit, dauerhafter Erschöpfung oder Konzentrationsmangel empfiehlt es sich, in aller Ruhe darüber zu sprechen und Lösungen wie eine Therapie zu suchen.

Denn wenn selbst früher geschätzte Hobbys oder Treffen mit Freunden mehr und mehr ins Hintertreffen geraten, macht sich zunehmend ein Gefühl von Sinnlosigkeit und Verzweiflung breit. "Selbst kleine Änderungen können schon einiges bewirken. Statt beispielsweise Wochenarbeiten für die Schule nur auf einen Tag zu konzentrieren und so Berge von Arbeit auf einmal bewältigen zu müssen, ist es sinnvoller, einzelne Tätigkeiten auf die Woche zu verteilen. Und hier gilt: mal 'fünf gerade sein lassen‘ und nicht immer alles 150-prozentig machen wollen,“ empfahl ich der 15-Jährigen. Denn vielfach sind die Betroffenen Perfektionisten.

Gut ist es generell, verstärkt auf eigene Bedürfnisse zu achten und auch mal "Nein" zu sagen. Fachärzte gehen davon aus, dass heute fast jeder Fünfte in seiner Jugend eine depressive Phase erleidet. 50 Prozent der depressiven Episoden finden vor dem 31. Geburtstag statt, wobei bis zu 20 Prozent der Bevölkerung im Leben an einer Depression erkranken werden. Wächst einem alles über den Kopf, so ist Hilfe erforderlich.

Einen Überblick über alle kassenärztlich zugelassenen Therapeuten bieten die Krankenkassen auf ihren Internetseiten. Einen ersten Termin bei einem Therapeuten kann beispielsweise die Terminservicestelle unter der Telefonnummer 116 117 vermitteln.

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