22.05.2018 Arzt-Kolumne

Sprechstunde für das Gedächtnis

Von Dr. med. Volker Spartmann
Dr. med. Volker Spartmann ist Chefarzt des Geriatrischen Zentrums an der St.-Lukas-Klinik in Solingen (Kplus-Gruppe)
Dr. med. Volker Spartmann ist Chefarzt des Geriatrischen Zentrums an der St.-Lukas-Klinik in Solingen (Kplus-Gruppe) Fotoquelle: privat

Demenz ist in unserer Gesellschaft längst kein Tabuthema mehr. Kein Wunder: Allein in Deutschland leben schätzungsweise mehr als 1,5 Millionen vorwiegend ältere Menschen mit Demenz. Entsprechend dem steigenden Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung wird die Zahl der Demenzkranken ebenfalls weiter steigen. In der Geriatrie – der klinischen Altersmedizin – gibt es verschiedene Instrumente, die Patienten bei Anzeichen von Gedächtnisverlust helfen können und die das direkte Umfeld einbeziehen.

Test schafft Klarheit

So hat sich beispielsweise die Gedächtnissprechstunde etabliert: Dabei überprüft das Therapeuten-Team, ob bei einem Patienten tatsächlich eine Demenz vorliegt und wenn ja, wie schwerwiegend sie ist. Für die Gedächtnissprechstunde gibt es standardisierte Tests, die kleine sprachliche Übungen, Rechen- und Zeichenaufgaben beinhalten. Ein Beispiel ist der so genannte Uhrentest. Die Aufgabe: das Zeichnen einer Uhr samt der vom Prüfer vorgegebenen Uhrzeit. So lassen sich Instruktionsverständnis, das visuelle Gedächtnis, Ausführung und Planung testen.

Training hilft

Oftmals kommt der Anstoß für die Vereinbarung einer Gedächtnissprechstunde von nahen Angehörigen, denen eine gewisse Vergesslichkeit am Patienten in verschiedenen Alltagssituationen aufgefallen ist. Es ist empfehlenswert und üblich, dass die Angehörigen dann auch an der vereinbarten Gedächtnissprechstunde teilnehmen. Denn die folgende erste Diagnostik ist für das spätere Handeln des direkten Patientenumfelds ebenfalls wichtig. Für die Gedächtnissprechstunde sollten die Betroffenen genügend Zeit einplanen, denn in fünf Minuten ist das alles nicht gemacht. Erst die Kombination einer Reihe von Tests in Verbindung mit der klinischen Symptomatik erlaubt eine erste Diagnose. Die Auswertung der Tests ermöglicht es den Altersmedizinern dann, den Angehörigen, aber auch dem Hausarzt des Patienten individuelle Empfehlungen zu geben. So kann es für Patienten beispielsweise sinnvoll sein, individuelle Trainingseinheiten zu absolvieren, um die Hirnleistung dauerhaft zu stabilisieren. Denn nicht jede Vergesslichkeit bedeutet, dass es sich schon um Demenz handelt.

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