12.03.2019 Arzt-Kolumne

Depressiv oder nur verstimmt?

Thomas Stallknecht, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, arbeitet in der auf Depressionen und Burnout-Syndrome spezialisierten Schlossparkklinik Dirmstein in Rheinland-Pfalz.
Thomas Stallknecht, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, arbeitet in der auf Depressionen und Burnout-Syndrome spezialisierten Schlossparkklinik Dirmstein in Rheinland-Pfalz. Fotoquelle: Alex Stiebritz

Depressionen sind ein Volksleiden: 20 Prozent von uns erkranken einmal im Leben daran. Dabei sind seelische Tiefs grundsätzlich ein natürlicher Teil unseres Lebens – ebenso wie auch Stimmungshochs. Doch im Gegensatz zu Verstimmungen, unter denen viele Menschen insbesondere in Trauerphasen leiden, können Depressionen Monate und Jahre andauern.

Bestimmen Trübsinn, Antriebslosigkeit und Verzweiflung bereits über drei oder vier Wochen den Alltag, so ist fachärztliche Hilfe empfehlenswert. Das hatte auch die 27-jährige Patientin aus Bad Kreuznach erkannt, die seit anderthalb Monaten unter depressiven Verstimmungen sowie den typischen Begleitsymptomen wie Magenproblemen , Kopfschmwrzen und Schlafstörungen litt. Da für sie die Bewältigung des Alltags immer mehr zum Problem wurde, suchte sie nun professionelle Hilfe. Grundsätzlich gilt generationsübergreifend: Je frühzeitiger die Behandlung beginnt, desto kürzer und leichter ist sie. In der Regel sollte man bei mittleren bis schweren Depressionen mit einer Behandlungszeit von durchschnittlich rund vier Monaten rechnen, bis sich die schwerwiegendsten Krankheitssymptome wesentlich gebessert haben.

Lebensfreude gewinnen

Während bei leichteren Depressionen meistens eine Psychotherapie ausreicht, kommen bei schwereren Formen üblicherweise Psychopharmaka hinzu. Diese Medikamente helfen dabei, den Stoffwechsel im Gehirn wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Als wirkungsvoll erwies sich im Fall der Rheinland-Pfälzerin zudem das multimodale Konzept einer Klinik. Neben einer Vielzahl an Entspannungsmöglichkeiten (wie zum Beispiel therapeutisches Bogenschießen, autogenes Training oder Yoga) erlebte sie die Teilnahme am Achtsamkeitstraining (nach Jon Kabat-Zinn) als besonders wohltuend.

Die Psychotherapien sowie Ergo- und Musiktherapie halfen ihr dabei, Konflikte zu bewältigen und einen eigenen gesunden Lebensrhythmus zu finden: Nach einigen Wochen kam es zu einer wesentlichen Besserung ihrer depressiven Symptomatik und sie verspürte wieder mehr Lebensfreude und psychische Stabilität.

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