29.03.2021 Gesund & Fit

"Deutschland kann Pflege"

Von Felix Förster

Wie ist unser Land in Sachen Pflege aufgestellt? prisma hat zwei Experten zum Thema "Pflege und Vorsorge" für Sie befragt: Diplom-Theologe und Residenzleiter Wolfgang Dyck sowie Versicherungsfachwirt Markus Röttges.

"Mit Blick auf die Altenpflege kann ich sagen, Deutschland ist gut aufgestellt", sagt Wolfgang Dyck, Seniorenresidenzleiter aus Düsseldorf. "Hier wird eine Pflege geleistet, die im europäischen Spitzenfeld liegt." Allerdings müssten die Altenpflegeanbieter ihre Leistungen besser hervorheben. "Getreu dem Motto einer Kampagne im Ruhrgebiet: Wir können Pflege! Und mit positiven Beispielen gegen Vorurteile und Klischees angehen, wie sie leider wieder und wieder in den Medien bedient werden."

Diese Fehlinformationen seien auch mit ein Grund für den Fachkräftemangel. "Es wird immer schwieriger, qualifiziertes, geeignetes Personal zu bekommen." Dabei bekämen Einsteiger durch die reformierte, generalistische Pflegeausbildung eine breit gefächerte und gute Qualifikation mit nahezu unbegrenzten Einsatzfeldern und Aufstiegsmöglichkeiten. "Die Ausbildungsvergütung und das spätere Gehalt sind im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen hoch", so Wolfgang Dyck. "Die Pauschalbehauptung stimmt einfach nicht, dass Pflegekräfte überwiegend schlecht bezahlt sind – hier hilft als Faktencheck ein Blick in die jeweiligen Tarife und der Vergleich mit anderen Berufen" An die Politik richtet er die Bitte, die derzeitige Überregulierung in den Heimen weiter zu reduzieren. "Das Prinzip, etwa doppelt und dreifach überwacht und überprüft zu werden, schafft nicht mehr Sicherheit für die Bewohner und stellt die Branche permanent unter einen Generalverdacht, schlechte Pflege zu leisten. Man hat manchmal den Eindruck, jährlich kommt wieder eine neue Prüfinstanz dazu."

Und wie sieht es mit der Vorsorge in Deutschland aus? Laut Markus Röttges von der R+V-Generalagentur in Düsseldorf, Mönchengladbach und Radevormwald reicht die gesetzliche Pflegeversicherung keinesfalls aus, um gut abgesichert zu sein. "Der durchschnittliche Eigenanteil liegt sowohl in der vollstationären als auch in der häuslichen Pflege durch einen Pflegedienst bei bis zu 2000 Euro monatlich. Die gesetzliche Pflegeversicherung ist nur eine Grundversorgung, sodass ohne private Absicherung große und finanziell sehr riskante Versorgungslücken entstehen können."

Für Röttges ist die private Pflegezusatzversicherung eine absolute Pflichtversicherung. "Sie tritt vor allem dafür ein, dass die eventuelle finanzielle Versorgungslücke gedeckt wird. Dazu kommen weitere Dienstleistungen in der Beratung und Begleitung von pflegebedürftigen Personen und deren Familien." Auch gebe es staatlich geförderte Zusatzversicherungen zur Verringerung der Versorgungslücke, die mit fünf Euro monatlich unterstützt werden. Die im Rahmen der Reform der Pflegeversicherung angekündigte Deckelung der reinen Pflegekosten auf 700 Euro je Pflegeheimbewohner ist für Markus Röttges kein Argument, auf die private Pflegezusatzversicherung zu verzichten. Schließlich fallen immer auch weitere Kosten an, beispielsweise für Unterkunft und Verpflegung. "Die private Absicherung schützt für vergleichsweise kleinen finanziellen Aufwand vor bösem Erwachen."

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