02.10.2018 Gesundheit

Betroffene an die Hand nehmen

Von Tonia Sorrentino
Careship-Gründer: Antonia und Nikolaus Albert mit ihrer Großmutter.
Careship-Gründer: Antonia und Nikolaus Albert mit ihrer Großmutter. Fotoquelle: Philipp Maiwald

Der Dienstleister "Careship" kümmert sich mit qualifizierten Alltagshelfern um pflege- und hilfsbedürftige Menschen. Die Devise des bundesweit einmaligen Services: Zugang zu individuellen, zuverlässigen Leistungen.

Viele Menschen beschäftigen sich mit Alten- und Krankenpflege erst aus der Not heraus. Auch Antonia und Nikolaus Albert sahen sich 2015 der Herausforderung gegenüber, die Betreuung ihrer pflegebedürftig gewordenen Großmutter zu organisieren. "Der Bereich ist für Laien intransparent. Kaum jemand weiß, was es gibt und was ihm zusteht", schildert Antonia Albert. Neben der Pflege, die immer dieselbe Person und nicht häufig wechselndes Personal leisten sollte, wünschte sich das Geschwisterpaar eine zuverlässige Kraft, die sich tagsüber stundenweise um ihre demenzkranke Oma kümmern sollte. Die Geschwister arbeiteten sich durch Bürokratie und unzählige Angebote – möglich war das nur aus der direkten Nähe. "Dabei können wir doch heute fast alles online aus der Ferne organisieren und steuern – warum nicht auch Pflegeleistungen?", sagt Antonia Albert. Als Konsequenz gründeten die beiden noch im selben Jahr die Online-Serviceplattform "Careship". Sie hilft Bedürftigen und Angehörigen mit Beratung, Vermittlung von Personal und Bürokratie bei der Abrechnung.

"Wir finden den passendsten Alltagshelfer aus der Nachbarschaft", beschreibt Antonia Albert ihre Dienstleistung, die auch den Versicherungsanspruch und die Abrechnung mit Kranken- und Pflegekasse umfasst. Vermittlung ist das entscheidende Merkmal: Aus einem großen Pool qualifizierter Personen findet Careship eine für den Einzelfall passende Betreuungskraft. Und weil Pflegebe-dürftige auf lange Sicht eher mehr Dienstleistungen brauchen, bleiben die Personen hinter Careship Ansprechpartner. "Wir nehmen Familien an die Hand und begleiten sie über den gesamten Prozess", sagt Albert.

2030 fehlen 200.000 Pflegekräfte

Auf rund 800 selbstständige Betreuungskräfte – Alltags- und Pflegehelfer sowie Seniorenbetreuer – greift Careship aktuell zu. Ein fünfstufiges Bewerbungsverfahren stellt deren Eignung sicher. Die Dienstleistungen umfassen eine Palette nichtmedizinischer Angebote: Betreuung wie gemeinsames Kochen oder Gesellschaft leisten, Haushaltshilfe wie Waschen und Gartenarbeit sowie die Begleitung zu Terminen, beim Einkauf oder ins Theater. Auch das Duschen, Anziehen und die Nahrungsaufnahme im Rahmen leichter Pflege leisten die Alltagshelfer.

Neben langfristigem Service können Nutzer flexibel Verhinderungspflege organisieren. "Die Unterstützung integriert Betroffene wieder in ihren Alltag, wirkt Einsamkeit entgegen und entlastet Angehörige", sagt Antonia Albert. Inzwischen kümmern sich 50 Festangestellte bei Careship um das operative Geschäft, das schon mehr als 2000 Familien in Berlin, Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf unterstützt hat und 2018 auf weitere Teile Nordrhein-Westfalens ausgeweitet wurde. Albert: "Mit Careship machen wir ein kompliziertes, emotionales Thema einfach zugänglich. 2030 werden 200 000 Pflegekräfte fehlen. Ob politisch oder gesellschaftlich – neue Strukturen müssen her."

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