13.02.2023 Arzt-Kolumne

Heller Hautkrebs – Neue Ära in der Therapie

Von Dirk Schadendorf
Prof. Dr. Dirk Schadendorf ist Leiter der Klinik für Dermatologie der Universitätsmedizin Essen.
Prof. Dr. Dirk Schadendorf ist Leiter der Klinik für Dermatologie der Universitätsmedizin Essen. Fotoquelle: Universitätsmedizin Essen

Heller Hautkrebs ist eine häufig auftretende und häufig unterschätzte Art von Krebs. Professor Dirk Schadendorf erklärt, warum Vorsorgeuntersuchungen auch im jungen Alter wichtig sind und wie heller Hautkrebs mit modernen Methoden behandelt werden kann.

Erst kürzlich habe ich mit einem meiner Patienten, einem 36-Jährigen, das Gespräch über die Sinnhaftigkeit regelmäßiger Hautkrebsscreenings geführt. „Ich bin im Rückblick froh, dass meine Frau mich dazu überredet hat zum Hautkrebsscreening zu gehen. Eigentlich fand ich das unnötig in meinem Alter. Jetzt weiß ich es besser“, erklärte mir der Familienvater sichtlich erleichtert. Ich stimmte ihm zu: Die Vorsorgeuntersuchung führte bei dem 36-Jährigen dazu, dass wir den Krebs frühzeitig erkennen und behandeln konnten.

Trotzdem fällt in diesen Gesprächen auf, dass viele das Risiko, am häufig vorkommenden Hellen Hautkrebs zu erkranken, nach wie vor unterschätzen. Sie nehmen also auch Vorsorgeuntersuchungen, wenn überhaupt, nicht regelmäßig wahr. Dabei übernehmen die meisten gesetzlichen Krankenkassen alle 24 Monate die Kosten bei Versicherten ab 35 Jahren. Manche Krankenkassen bieten diese Screenings auch für jüngere Menschen an. Das sollten alle nutzen, denn mit bloßem Auge ist der Hautkrebs oftmals nicht zu erkennen. Zunächst verursacht er keine Schmerzen. Knotenbildung, blutige oder sehr juckende Hautstellen können Hinweise auf Hautkrebs sein. Diese sollten zeitnah von einem Hautarzt kontrolliert werden. Erkennen wir den Tumor frühzeitig, können wir ihn oft erfolgreich operieren. Das Basalzellkarzinom, etwa zweihunderttausendfach pro Jahr In Deutschland diagnostiziert und die häufigste Art des Hellen Hautkrebses, hat bei frühzeitiger Erkennung eine sehr gute Heilungschance von fast 100 Prozent.

Bei etwa ein bis zwei Prozent der Patienten mit fortgeschrittenem Weißen Hautkrebs reicht eine Operation nicht. Dafür wurden in den vergangenen Jahren neue Medikamente zugelassen, die als Tablette eingenommen werden können und das Immunsystem stimulieren. Sie erzielen eine gute Krankheitskontrolle, sind gut verträglich und ersetzen eine Chemotherapie.

Die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren sind zugelassen für alle fortgeschrittenen Hautkrebsarten und können sogar Heilung bei fortgeschrittenen Krankheitsstadien jeden Alters erreichen. Diese Infusionstherapie attackiert nicht direkt die Krebszellen, sondern greift in die Steuerung der Immunantwort, also des Checkpoints, ein. Die Antikörper aktivieren Abwehrzellen des Immunsystems, die dafür sorgen können, dass der Tumor schrumpft. Mit dieser Therapieform beschreiten wir bei Hellem Hautkrebs tatsächlich eine neue Ära.

Das könnte Sie auch interessieren