26.02.2024 Welttag des Hörens

Wer gut hört, hat mehr vom Leben

Von Annette Schneider
Dr. Stefan Appenrodt ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Allergologie in München.
Dr. Stefan Appenrodt ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Allergologie in München. Fotoquelle: privat

Der „Welttag des Hörens“ am 3. März zeigt, dass Hören ein essenzieller Aspekt des sozialen Miteinanders ist. Eine verminderte Hörfunktion im Alter kann die aktive Teilhabe erheblich einschränken. Dennoch scheut sich ein Teil der Betroffenen, ein Hörgerät zu tragen. Warum das ein Fehler ist, erklärt der Hals-Nasen-Ohrenarzt Dr. Stefan Appenrodt.

Ab etwa 65 Jahren fällt es vielen Menschen in geräuschvoller Umgebung schwerer, einem Gespräch zu folgen und alles Gesprochene ohne Anstrengung zu verstehen. Wer diese Form von beginnender Altersschwerhörigkeit bei sich bemerkt, sollte einen Facharzt für Nasen-Hals-Ohrenheilkunde aufsuchen. Während jedoch gerade ältere Menschen fest davon überzeugt sind, noch über genügend Hörvermögen zu verfügen, sind es oft die nahen Angehörigen, die eine immer stärkere Altersschwer - hör i g keit bemerken. Nicht selten ist die Reaktion: „Alles halb so schlimm. Ich höre noch ausreichend viel“. Doch wer sich als Betroffener nur auf die eigene Wahrnehmung verlässt, ist nicht gut beraten. Denn ein zunehmender Hörverlust stellt sich bei Altersschwerhörigkeit schleichend ein. Aus diesem Grund sind viele ältere Patienten daran gewöhnt, immer weniger zu hören.

Wer allerdings zu lange mit einem Hörgerät wartet, verliert irgendwann die Fähigkeit für das akustische Sprachverständnis. Durch Gewöhnung vergessen viele mit der Zeit, wie sie eigentlich hören könnten und verpassen den richtigen Zeitpunkt für eine Hörsystemversorgung. „Ab einem bestimmten Grad der Schwerhörigkeit ist es ratsam, Hörgeräte zu nutzen. Erste Anzeichen können sein, dass Betroffene nicht mehr alles deutlich und laut genug verstehen – vor allem dann, wennes um sie herum laut ist. Weitere Indizien sind das Überhören von Telefon oder Türklingel oder den Fernseher lauter stellen zu müssen. Um eine sichere Diagnose zu stellen, sind zwei verschiedene Hörtests nötig: ein Ton-Audiogramm und ein Sprach-Audiogramm. Bei letzterem werden unter anderem einzelne Wörter bei einer Lautstärke von 65 Dezibel abgefragt. „Wer weniger als 80 Prozent der Wörter versteht, sollte bezüglich einer Hörgeräteversorgung beraten werden“, erklärt Dr. Stefan Appenrodt, Facharzt für Nasen-Hals-Ohrenheilkunde und Allergologie in München. Die Ursachen beginnender Altersschwerhörigkeit sind in der Regel Verschleißerscheinungen im Innenohr. Nach und nach leidet dadurch die Hörqualität. Als Folge entwickelt sich eine Schwerhörigkeit. Jedoch meistens so langsam, dass sie zunächst von den Betroffenen kaum bemerkt wird. Tatsächlich ist etwa jeder fünfte Deutsche zwischen 65 und 74 Jahren hörgeschädigt. Viele Ältere scheuen sich dennoch vor einem Hörgerät. Die heutigen Geräte sind so klein und technisch ausgereift, dass dazu kein objektiver Grund besteht. Zudem ist Hören ein sehr komplexer Vorgang und hat sogar Einfluss auf die Denkleistung des Gehirns. Und je länger man wartet, umso schwieriger wird es für das Gehirn Sprache zu verstehen. Hören bedeutet nämlich mehr als einen Ton wahrzunehmen: Das Sprachverständnis läuft im Gehirn ab. Es kann als kognitiver Vorgang verloren gehen, wenn nicht mehr genug akustische Reize von außen kommen. „Schlechtes Hören hat möglicherweise auch einen Einfluss auf demenzielle Prozesse im Gehirn. Eine zunehmende Schwerhörigkeit im Alter gilt als großer beeinflussbarer Risikofaktor für Demenz“, so Appenrodt.

Interview Schwindel: Die Ursache kann im Ohr liegen

prisma sprach mit Dr. Stefan Appenrodt, Facharzt für Nasen-Hals-Ohrenheilkunde und Allergologie in München, über die Gründe für Schwindel.

Warum ist die Ursache für Schwindel so schwierig zu diagnostizieren?

Dr. Stefan Appenrodt: Schwindel hat unzählige Ursachen. Das können beispielsweise Erkrankungen im Innenohr, eine Störung im Gleichgewichtszentrum des Gehirns, Nervenentzündungen, Gefäßprobleme, Herz-Kreislauf Probleme, Stoffwechselerkrankungen oder psychische Ursachen sein. Denn Schwindel ist keine Krankheit, sondern ein Symptom.

Wann liegt die Ursache von plötzlichem Schwindel im Ohr?

Häufig tritt Schwindel plötzlich beim Aufstehen oder bei einem Lagewechsel auf. In diesem Fall liegt die Wurzel des Übels im Ohr. Mediziner sprechen dann vom Lagerungsschwindel, in der Fachsprache auch BPLS (benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel) genannt. Er tritt er vor allem im Liegen etwa beim Umdrehen im Bett, beim schnellen Aufstehen oder Bücken auf. Die Ursache dafür sind gelockerte Ohrkristalle. Sie verursachen Drehschwindelattacken, die durch den Wechsel der Kopflagerung ausgelöst werden.

Wie wird man gelockerte Ohrkristalle wieder los?

Die Ohrkristalle sind ein Teil unseres Gleichgewichtsorgans, das sich im Innenohr befindet. Sie lagern dort normalerweise geordnet an einer ganz bestimmten Stelle. Durch schnelle Lageveränderungen des Kopfes können sie sich lösen und schwimmen ungeordnet im Gleichgewichtssystem umher. Das Gehirn bekommt nun zwei verschiedene Informationen aus dem rechten und dem linken Ohr und reagiert mit Schwindel. In der Regel klingen die Beschwerden von allein ab und die Kristalle rutschen wieder in ihre richtige Position. Passiert dies nicht, kann sich der Betroffene selbst durch ein Befreiungsmanöver helfen, auf diese Weise rutschten die Ohrkristalle wieder in die richtige Position. Anleitungsvideos zum "Befreiungsmanöver" gibt es beispielsweise auf YouTube.

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