10.11.2015 Sport und Freizeit

Fitness im Winter 2015: Nie ohne meine Daten

Sport 2.0: Fitness-Apps sind für Läufer verlässliche Trainingspartner geworden.
Sport 2.0: Fitness-Apps sind für Läufer verlässliche Trainingspartner geworden. Fotoquelle: Maridav/shutterstock.com

Die Gerätschaften werden ausgefeilter, die Daten genauer. Nur schwitzen muss man noch selbst.

Die aktuelle Bewegungsstudie der Techniker Krankenkasse brachte es ans Licht: Das Leben vieler Menschen in Deutschland ist weitestgehend bewegungslos. Statistisch betrachtet bilden Sportmuffel und Antisportler inzwischen die bedenkliche Mehrheit im Kreis der Befragten. Nun ist es nicht so, dass man nicht wolle. Zeitmangel sei schuld am Bewegungsverzicht, heißt es. Zugleich ergeben aber andere Befragungen, dass der Deutsche im Schnitt täglich mehr als drei Stunden vor dem Fernseher sitzt...

Wer nun glaubt, der Freizeitsport hierzulande liege am Boden, irrt. Vielmehr folgen die Aktiven neuen Trends, die das Sporttreiben grundsätzlich verändern – und auch Sportverweigerer motivieren könnten. Das Stichwort: Flexibilität. Zwar verzeichnen laut Deutschem Sportstudio Verband die Fitnessstudios seit Jahren steigende Mitgliederzahlen, doch ein Trend ist unübersehbar: Der Sportler 2015 will sich zeitlich und örtlich nicht mehr binden. Geschwitzt wird jetzt, wann und wo es der Tagesablauf zulässt.

Darüber hinaus bedeutet Sporttreiben für viele auch, auf Teufel komm raus zu dokumentieren. "Allein die Herzfrequenz zu erfassen, ist ein alter Hut. Wir messen inzwischen alles, was zur Aktivität gehört", sagt Ingo Froböse, Professor an der Kölner Sporthochschule, im ARD-Interview am Rande der Sportmesse fibo. Selbst der Schlaf ist vor der Datensammelflut gesundheitsbewusster Menschen nicht mehr sicher. Spezialarmbänder, die neben Schritten und verbrannten Kalorien auch erfassen, wie lange und erholsam der Träger geschlafen hat, sind der letzte Schrei. prisma hat einige aktuelle Sporttrends für Sie unter die Lupe genommen.

Trend 1: Daten sammeln Laut Fitnessindustrie ist Sport heute ohne technische Hilfsmittel möglich, aber sinnlos. Pulsuhren helfen in der Tat, denn sie zeigen den optimalen Herzfrequenzbereich für das Training. Der ist wichtig, da das Herz der objektivste Indikator für die Belastungsintensität ist. Beim Kauf darauf achten, dass das Gerät mit Brustband funktioniert und EKG-genau ist. Testberichte und Beratung im Fachhandel lohnen.

Umstritten ist der Sinn von Activity-Trackern. Das sind Armbänder, mit denen sich die eigenen Fitnessaktivitäten im Blick behalten lassen. Runtastic, bekannt für seine bei Joggern beliebten Smartphone-Apps, bietet zum Beispiel einen Tracker, der rund um die Uhr aufzeichnet. Mit der Runtastic-Me-App (für iPhone und Android) lassen sich Daten wie Schrittzahl, Kalorienverbrauch, Distanz oder Schlafphasen auswerten. Positiv an Trackern ist, dass sie zur Bewegung motivieren. Allerdings gaukeln sie schon bei geringer Intensität vor, sinnvoll trainiert zu haben – nicht hilfreich für unerfahrene Einsteiger.

Trend 2: digitale Personal Trainer Wer schon Sport treibt oder sich mit Trainingsmethoden beschäftigen will, kann mit Fitness-Apps gute Erfolge erzielen. In den Stores sind zahlreiche kostenlose Apps verfügbar. Besonders beliebt ist Freeletics. Die App bietet zahlreiche leichte Übungen samt Video-Anleitung, die in möglichst kurzer Zeit absolviert werden müssen. Equipment ist in aller Regel nicht nötig, gearbeitet wird ausschließlich mit dem eigenen Körpergewicht. Ausgewählte Übungen verlangen etwas Platz zum Laufen oder eine Klimmzugstange.

Wann und wo trainiert wird, kann der Nutzer selbst entscheiden. Zu Beginn legt er sein Trainingsziel fest, also etwa Muskelaufbau, Ausdauer oder Gewichtsreduktion. Darauf ist das Übungsprogramm ausgerichtet. Für absolvierte Übungen gibt's Punkte. Mit Freunden, die die App auch nutzen, kann man in einer Rangliste wetteifern.

Trend 3: Workouts – quick 'n' dirty Keine Zeit, stundenlang zu trainieren? Kein Problem! Auf der Sportmesse IDEA World Fitness Convention in den USA wurde ein hilfreicher Trend präsentiert: kurze, intensive Workouts. Diese dauern nicht länger als 30 Minuten und lassen sich kinderleicht über den Tag verteilen. Passende Übungen mit dem eigenen Körpergewicht zur Stärkung der Muskulatur bietet beispielsweise Dieter Grabbes Buch "Muskel Quickies".

Wer möchte, beginnt den Tag sportlich noch im Bett mit einfacher Gymnastik, erholt sich mittags bei einer aktiven Pause, bleibt mit Bürotraining fit im Job und beendet den Tag mit Spätsport auf dem Sofa. Grundsätzlich gilt: Je schneller und intensiver die Bewegungen sind, desto stärker treiben sie den Stoffwechsel an. So verbrennt der Körper während des Trainings viele Kalorien.

Und auch nach einer Einheit bleibt der Stoffwechsel einige Stunden erhöht – man spricht vom sogenannten Nachbrenneffekt. Wer zwei- bis drei mal trainiert, steigert den Grundumsatz – also die Energiemenge, die der Körper pro Tag bei Ruhe benötigt. Erfolge sind schnell sichtbar auf der Waage und im Spiegel.

Trend 4: praktische Helferlein Auf den Fitnessmessen präsentieren Hersteller von Trainingsgeräten Jahr für Jahr Innovationen. Mitunter verbirgt sich dahinter alter Wein in neuen Schläuchen. Manchmal sind aber auch pfiffige Geräte dabei, die im Fitnessstudio ebenso viel Spaß machen wie unter freiem Himmel oder zu Hause. Ein Beispiel ist der "DISQ". Eine Gruppe von Eisschnellläufern um den Niederländer Robbert Boekema hat das Gerät konzipiert, um draußen so trainieren zu können wie im Fitnessstudio. "DISQ" ist ein Gürtel mit verstellbaren Widerstandsbändern, die man mit den Händen greift und an den Knöcheln befestigt. Kraft- und Cardiotraining sind mit dem Gerät möglich, Übungen von Kniebeugen, Ausfallschritten oder Hock-Streck-Sprüngen bis hin zu Sprinteinheiten.

Auch der "Koreball" eignet sich für ein schnelles Powerworkout von bis zu 30 Minuten. Personal Trainer Rick Warren hat das mobile, einklappbare Gerät entwickelt, das wie eine Kugelhantel mit umlaufendem Griff aussieht. Auch der "Koreball" ermöglicht eine Vielzahl an Kraftübungen für den ganzen Körper. Praktisch: Trainingsanleitungen dafür gibt's zuhauf im Internet.