05.10.2020 Arzt-Kolumne

Ganganalyse klärt Ursache für Knieschmerzen

Von Thomas Schneider
Dr. Thomas Schneider ist leitender Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin und Unfallchirurgie der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Spezialisiert ist er auf Fuß- und Sprunggelenkserkrankungen einschließlich Endoprothetik. Arthroskopische Operationen der Gelenke von Hüfte, Knie, Schulter und Ellenbogen sind weitere Behandlungsschwerpunkte.
Dr. Thomas Schneider ist leitender Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin und Unfallchirurgie der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Spezialisiert ist er auf Fuß- und Sprunggelenkserkrankungen einschließlich Endoprothetik. Arthroskopische Operationen der Gelenke von Hüfte, Knie, Schulter und Ellenbogen sind weitere Behandlungsschwerpunkte. Fotoquelle: Gelenk-Klinik Gundelfingen

Vor wenigen Wochen suchte mich eine 57-jährige Patientin auf, die wegen ständiger Knieschmerzen buchstäblich nicht mehr weiterwusste. Sie hatte bereits einige Fachärzte aufgesucht, doch weder Röntgenbilder noch MRT (Magnetresonanztomographie) oder Ultraschall lieferten relevante Hinweise auf orthopädische Veränderungen.

Mehr Klarheit brachte im Fall der 57-Jährigen schließlich eine dynamische Ganganalyse. Dabei lief die Patientin über ein Laufband. Währenddessen scannten Kameras mit hoher zeitlicher Auflösung das Gangbild aus verschiedenen Perspektiven und zeichneten die Bewegungsmuster von Hüfte und Kniewinkeln sowie Fuß- und Fersenstellung auf. Diese Daten sind für den Experten äußerst aufschlussreich: Innerhalb weniger Sekunden lässt sich exakt ableiten, welche Bereiche sich tatsächlich beim Gehen am stärksten durch Fuß-, Fersen-, und Bein-Fehlbelastungen auf den Bewegungsapparat auswirken.

Im Fall dieser Patientin hatte ihr ausgeprägter Knick-Senkfuß zu erheblichen Fehlbelastungen im Kniegelenk geführt und infolgedessen schmerzhafte Gelenkschäden hervorgerufen.

Orthopädisch sehr aufschlussreich ist auch die Fußdruckmessung (Podometrie) im Rahmen der dynamischen Ganganalyse. Sensoren in der Messplattform ermitteln präzise, welche Bereiche zwischen Ferse und Zehen in welcher Phase des Gangzyklus am meisten beansprucht werden. Dadurch ergeben sich für den Orthopäden deutliche Hinweise auf Fehlbelastungen durch einen Knick-Senkfuß, Hallux valgus oder Hohlfuß. Diese Auswirkungen können sogar Schmerzen an einer ganz anderen Stelle des Körpers verursachen, etwa an Knie, Hüfte und sogar an der Wirbelsäule.

Insbesondere wenn beim Laufen die natürliche Dämpfung durch korrektes Abrollen beeinträchtigt ist, führen diese dauerhaften Stöße zu Rückenbeschwerden. Anders als im Röntgenbild oder durch ärztliche Blickdiagnose können die Auswirkungen der Fehlstellung in jeder Phase des dynamischen Bewegungsvorgangs genau analysiert werden.

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