10.10.2022 Aktionswoche Ernährung

Guter Rat aus der Apotheke

Von Annette Bulut
Gabriele Regina Overwiening ist Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Sie leitet außerdem eine Apotheke im Münsterland.
Gabriele Regina Overwiening ist Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Sie leitet außerdem eine Apotheke im Münsterland. Fotoquelle: ABDA

Wer kennt das nicht: Apotheker geben einem oft die besten Tipps. Wer überflüssige Pfunde loswerden möchte, sucht nicht selten erstmal Rat in der Apotheke. Gabriele Regina Overwiening weiß das aus eigener Erfahrung. "Manchmal helfen schon die kleinen Tipps weiter", sagt die Apothekerin aus dem Münsterland. Beispielsweise solle man grundsätzlich nur noch Wasser, ungesüßten Tee und schwarzen Kaffee trinken. "Ein Glas Wein oder gesüßter Cappucino enthalten oft überraschend viele Kalorien, machen aber nicht satt. Das sind vermeidbare Zusatz-Kalorien", so die Apotheker-Präsidentin.

Übergewichtige suchen in der Apotheke oft nach einem einfachen Mittel, um schnell abzunehmen. Was raten Sie denen?
Wer abnehmen will, muss mehr Kalorien verbrauchen als er zu sich nimmt. Es gibt keine einfache "Diätpille", mit der lästige Pfunde ohne Nebenwirkungen verschwinden. Ich rate meinen Patienten*innen zu einer individuellen Ernährungsberatung, in der nach den Gründen für Übergewicht gesucht und individuelle Lösungen gefunden werden. Diese Ernährungsberatung bieten auch einige Apotheker*innen an, die speziellen Fortbildungen absolviert haben.

Wer Obst und Gemüse nicht mag, kann die Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen: was ist daran falsch?
Nahrungsergänzungsmittel können eine gesunde, vielseitige und abwechslungsreiche Ernährung nicht ersetzen. Natürliche Lebensmittel wie unverarbeitetes Obst und Gemüse enthalten eine ganze Reihe von Substanzen, die für den Körper positiv sind. Diese in den benötigten und im richtigen Mischungsverhältnis durch Nahrungsergänzungsmittel zu ersetzen ist schwierig.

Welche Nahrungsergänzungsmittel sind sinnvoll?
Nahrungsergänzungsmittel sind rechtlich gesehen Lebensmittel. Sie sollen eine gesunde Ernährung ergänzen. Empfehlenswert sind zum Beispiel Folsäurepräparate für Schwangere oder Stillende. Denn es ist für Mütter schwierig, den durch das Baby erhöhten Bedarf an Folsäure allein durch die Ernährung zu decken. Ein anderes Beispiel ist Vitamin D für Menschen, die bettlägerig sind und die deshalb nur selten in der Sonne sein können.

Es gibt aber andere Nahrungsergänzungsmittel, von denen ich abraten würde. Wird zum Beispiel etwas als „Geheimmittel gegen Krebs“ beworben, ist das schlicht Quacksalberei. Das kann nicht nur teuer werden, sondern auch der Gesundheit schaden. Wem so etwas angeboten wird, oft über obskure Vertriebskanäle oder das Internet, sollte vorsichtig sein und sich in der Apotheke Rat holen.

Verbraucher können Nahrungsergänzungsmittel auf den ersten Blick leicht mit Arzneimitteln verwechseln, weil sie ähnlich aussehen, also zum Beispiel die Form von Kapseln oder Tabletten haben. Aber sie lassen sich leicht unterscheiden: Auf jeder Verpackung muss aufgedruckt sein, ob es sich um ein Arzneimittel oder um ein Nahrungsergänzungsmittel handelt.

Sie dienen – anders als Arzneimittel – nicht zur Behandlung oder Prävention von Krankheiten und dürfen auch nicht so beworben werden. Auf der Packung eines Nahrungsergänzungsmittels mit Vitamin C dürfte zum Bespiel stehen: "Vitamin C unterstützt das körpereigene Abwehrsystem*". Eine Angabe wie: "Vitamin C hilft gegen Erkältung" wäre hingegen nicht zulässig, da Erkältungen eine Krankheit sind – und dagegen helfen nur Arzneimittel.

Ein Mangel an Schlaf kann langfristig zu Übergewicht führen. Schlafstörungen entstehen durch zu spätes Essen vor dem Schlafen, Nikotin- und Alkoholgenuss. Wer schlaflos ist, sucht oft Rat bei seinem Apotheker. Was geben Sie für Tipps?
Auch bei Schlafstörungen kommt es auf die individuellen Auslöser an. Grundsätzlich sollte man erst dann zu Medikamenten greifen, wenn man alle anderen Möglichkeiten der Schlafhygiene erfolglos bleiben. Es gibt Schlafmittel, die man langfristig einnehmen kann – zum Beispiel Baldrian. Bei anderen rezeptfreien Schlafmitteln kann es hingegen schnell zu Gewöhnung kommen, sie sollten deshalb nur wenige Tage lang eingenommen werden. Der Rat des Apothekers oder der Apothekerin ist auch hier wichtig.

Telefonaktion: Von 14 Uhr bis 15 Uhr gibt Gabriele Regina Overwiening am Montag, 17.10., unter der kostenlosen Telefonnummer 0800/1234 330 Antworten auf Fragen wie: Warum sind manche Medikamente aktuell nicht verfügbar? Welche Nahrungsergänzungsmittel sind sinnvoll? Was bekomme ich in der Apotheke rezeptfrei gegen meine Schlafprobleme?

*Beispiel II-949 aus der Health-Claim-Verordnung, Quelle:  Empfehlung_II_Vitamine.xls (bund.de)

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