13.11.2018 Arzt-Kolumne

Dem Herbstblues keine Chance

Dr. Thorsten Bracher ist Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie. Er leitet die auf psychosomatische Erkrankungen spezialisierte Schlossparkklinik Dirmstein in Rheinland-Pfalz.
Dr. Thorsten Bracher ist Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie. Er leitet die auf psychosomatische Erkrankungen spezialisierte Schlossparkklinik Dirmstein in Rheinland-Pfalz. Fotoquelle: Kay Tkatzik/Kay Tkatzik

Vor allem in der dunklen Jahreszeit klagen Menschen vermehrt über Niedergeschlagenheit oder Depressionen. Dr. Thorsten Bracher erklärt, wie man dem entgegenwirken kann.

Eigentlich war der 37-jährige Unternehmensberater genau das, was man im Allgemeinen als rheinische Frohnatur bezeichnet: immer zu einem kleinen Spaß bereit und positiv gestimmt. Doch seit einem Vierteljahr machten sich zusehends Niedergeschlagenheit und Trauer in seinem Leben breit, klagte er im ersten Patientengespräch.

Immer öfter reagiere er in Gesprächen mit Kollegen und Familie gereizt, ohne etwas dagegen machen zu können. In diesen Momenten litt er zudem vielfach unter Schwindel und Beklemmungen. Zuerst verdrängte der Familienvater die Probleme. Erst als die Verstimmungen immer mehr sein Leben bestimmten und er sich zunehmend erschöpft fühlte, suchte er psychotherapeutische Hilfe.

Dem Stimmungstief davonlaufen

Depressionen können viele Ursachen haben. Oft gehen der Erkrankung sehr belastende Ereignisse voraus wie etwa der Verlust eines geliebten Menschen. Während bei den Frauen oft Probleme im familiären Umfeld eine "Schwermut" auslösen oder verstärken, sind es bei den Männern sehr häufig berufliche Schwierigkeiten. So auch im Fall des 37-jährigen Patienten.

Wesentlichen Einfluss auf die Entstehung einer Depression hat aber auch das Wetter. Nicht ohne Grund klagen in der Herbst- und Winterzeit viele Menschen über erhebliche Stimmungsschwankungen. "Schuld" daran sind die wenigen Sonnenstunden, sprich der ausgeprägte Lichtmangel. Dieser führt dazu, dass der Körper vermehrt das stimmungssenkende Schlafhormon Melatonin produziert, dafür aber weitaus weniger des Wohlfühl-Hormons Serotonin. Deshalb empfiehlt es sich, gerade dann draußen aktiv zu werden, statt sich daheim einzuigeln. Auch eine Lichttherapie kann die Serotonin-Ausschüttung fördern, wie auch der 37-jährige Familienvater bald erfreut feststellte.

Positive Wirkung zeigten bei ihm auch die therapeutischen Gespräche sowie das ab einem bestimmten Schweregrad übliche Antidepressivum. Innerhalb eines Monats zeigte der Patient wieder mehr Lebensfreude und psychische Stabilität.