12.01.2021 Arzt-Kolumne

Herzrhythmusstörungen: So gefährlich sind sie wirklich

Von Carsten Wunderlich
Prof. Dr. med. Carsten Wunderlich ist Facharzt für Innere Medizin, Invasive Kardiologie und  Spezielle Rhythmologie sowie Leitender Oberarzt Rhythmologie am Helios Klinikum in Pirna.
Prof. Dr. med. Carsten Wunderlich ist Facharzt für Innere Medizin, Invasive Kardiologie und Spezielle Rhythmologie sowie Leitender Oberarzt Rhythmologie am Helios Klinikum in Pirna. Fotoquelle: Helios Kliniken GmbH

Vor wenigen Wochen suchte mich eine 67-jährige Patientin auf, die seit etlichen Monaten immer wieder Herzrasen verspürte. „Ich hatte Herzklopfen bis in den Hals hinein und dafür Medikamente von meinem Hausarzt erhalten. Aber es wird einfach nicht besser, und ich spüre unangenehme Nebenwirkungen“, erklärte mir die rüstige Dame.

Diese Beschwerden sollte man ernst nehmen. Denn nicht selten ist die Ursache dafür das sogenannte Vorhofflimmern, einer der häufigsten Formen von Herzrhythmusstörungen. Die Patienten haben ein fünffach erhöhtes Schlaganfallrisiko. Das wird jedoch oft von den Betroffenen unterschätzt. Bis zu 25 Prozent aller Schlaganfälle sind auf Vorhofflimmern zurückzuführen. Die Gefahr hängt stark vom Lebensalter ab. Sie verdoppelt sich etwa ab dem 50. Lebensjahr. Rund zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Vorhofflimmern. Mit Dunkelziffer sind es vermutlich viel mehr.

Vorhofflimmern begünstigt die Entstehung von Blutgerinnseln, die einen Schlaganfall auslösen können. Deshalb muss ein Großteil der Betroffenen zur Vorbeugung mit Blutverdünnern behandelt werden.

Um der Erkrankung meiner ansonsten fitten Patientin auf den Grund zu gehen, riet ich ihr zu einer elektrischen Herzkatheter-Untersuchung. Dabei werden spezielle Katheter zum Herzen geführt, die die elektrischen Ströme im Herzen messen. Mit dieser Methode konnten wir die genaue Art ihrer Herzrhythmusstörungen feststellen. Bei meiner Patientin wurde schließlich - wie schon vermutet - Vorhofflimmern diagnostiziert.

Da sie nicht auf die zuvor vom Hausarzt verschriebenen Medikamente ansprach, führte ich bei ihr deshalb eine Verödungsbehandlung (Katheterablation) durch. Das ist eine gute Alternative zu einer medikamentösen Therapie. Bei dem ein- bis zweistündigen Eingriff veröden wir mittels eines Katheters mit Kälte oder Hitze bestimmte Stellen des Herzens, sodass der Herzvorhof den elektrisch kranken Signalen nicht mehr ausgesetzt wird.

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