27.10.2021 Arzt-Kolumne

Herzschrittmacher oder Defibrillator: was für wen?

Prof. Dr. med. Carsten Wunderlich ist Facharzt für Innere Medizin, Invasive Kardiologie und  Spezielle Rhythmologie sowie Leitender Oberarzt Rhythmologie am Helios Klinikum in Pirna.
Prof. Dr. med. Carsten Wunderlich ist Facharzt für Innere Medizin, Invasive Kardiologie und Spezielle Rhythmologie sowie Leitender Oberarzt Rhythmologie am Helios Klinikum in Pirna. Fotoquelle: Helios Kliniken GmbH

    "Ich werde immer wieder bewusstlos, ich weiß aber nicht, warum. Alle bisherigen ärztlichen Untersuchungen haben leider keine Diagnose ergeben", berichtete mir vor wenigen Wochen ein 78-jähriger Patient. Nach einer eingehenden Untersuchung stellte sich heraus, dass der betagte Rentner an einem zu langsamen Herzschlag litt. Dies war der Grund seiner wiederkehrenden vorübergehenden Bewusstlosigkeit.

    Bei einem lang anhaltenden langsamen Herzschlag, der – wie bei diesem Patienten – dauerhaft nicht medikamentös behandelbar ist, wird ein Herzschrittmacher eingesetzt. Im Gegensatz zu den Geräten von früher sind die modernen Mini-Computer kaum größer als eine alte 5-DM-Münze.

    Der Eingriff erfolgt bei lokaler Betäubung. Der Herzschrittmacher wird in der Regel im Brustbereich unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt. Er überwacht den Herzrhythmus und beschleunigt ihn bei Bedarf. Dafür werden ein oder zwei dünne Elektroden des Gerätes mit dem Herzen verbunden. Diese messen die Aktivität des Herzmuskels. Schlägt es zu langsam wird ein elektrischer Impuls abgegeben. Die Funktionen des Herzschrittmachers können später sogar durch die Haut abgefragt und umprogrammiert werden.

    Ein Herzschrittmacher wird notwendig, wenn der Herzschlag eines Patienten dauerhaft oder für wenige Momente zu langsam ist. Er stabilisiert den Herzschlag auf einen gleichmäßigen Rhythmus. Für andere Herzerkrankungen kommt ein Defibrillator infrage. Er wird bei Patienten eingesetzt, die an einer fortgeschrittenen Herzmuskelerkrankung leiden. Dazu zählen beispielsweise Betroffene, die schon einmal einen Herzinfarkt hatten. Die Geräte erkennen selbstständig lebensgefährliche Rhythmen – zum Beispiel ein Kammerflimmern oder eine Kammertachykardie – und beheben diese mit einem Stromimpuls.

    Ähnlich wie ein Herzschrittmacher wird der Defibrillator im Brustbereich unterhalb des Schlüsselbeines eingesetzt. Dabei wird eine Sonde in der Herzkammer verankert und mit dem Gerät unterhalb des Schlüsselbeins verbunden. Es überwacht kontinuierlich den Herzrhythmus und reagiert zum Beispiel bei lebensgefährlichem Herzrasen oder Kammerflimmern automatisch. Je nach Art der Herzrhythmusstörung gibt der Defibrillator dann einen Elektroschock oder mehrere Impulse ab, um das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen.

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