04.04.2022 Arzt-Kolumne

Herzbeschwerden nach feucht-fröhlicher Feier

Von Heinz-Wilhelm Esser
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor. Fotoquelle: WDR/Herby Sachs

"Wir haben es uns doch nur so richtig gut gehen lassen und mit viel Essen und noch mehr Alkohol den Urlaubsbeginn gefeiert – das machen doch alle so. Nur dann habe ich plötzlich gemerkt, dass mein Herz sehr unregelmäßig und viel zu schnell geschlagen hat, und mir ging es nicht mehr gut", berichtete mir kürzlich ein junger Patient in meiner Sprechstunde. Zerknirscht saß der 35-jährige, ansonsten kerngesunde Patient in meiner Praxis.

Zu viel von allem und besonders zu viel Alkohol kann Vorhofflimmern auslösen, eine Rhythmusstörung, die sonst nur bei den Älteren zu finden ist. Da es aber in diesem Falle bei jungen Menschen auftritt, die ausgelassen feiern, wird es das Holiday-Heart-Syndrom genannt. Beim Vorhofflimmern kommt es zu raschen und unkontrollierten Kontraktionen der Vorhofkammern im Herzen, sodass diese die Hauptkammern nicht mehr bei ihrer Arbeit, das Blut auszuwerfen, unterstützen können.

Durch die ungerichteten Kontraktionen der Vorhöfe kommt es auch zu vermehrter Bildung von Blutgerinnseln im Herzen, die dann wiederum Gefäße, beispielsweise im Kopf, verschließen können und so einen Schlaganfall verursachen. Bei den meisten Menschen mit einem Holiday-Heart-Syndrom kommt es nach kurzer Zeit wieder zu einem "Umspringen" in den normalen Herzrhythmus, den Sinusrhythmus.

Dennoch sollten Sie einen zu schnellen unregelmäßigen Herzschlag immer abklären lassen, da Vorhofflimmern lebensbedrohlich sein kann. "Ich will Ihnen bestimmt nicht den Spaß am Leben nehmen, aber vielleicht muss eine Feier nicht immer zum Gelage ausarten", gab ich meinem jungen Patienten als Tipp mit auf den Weg.

Das könnte Sie auch interessieren