20.12.2021 Arzt-Kolumne

Ü60: Impflücken schließen – jetzt besonders wichtig

Von Heinz-Wilhelm Esser
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor. Fotoquelle: WDR/Herby Sachs

"Ich weiß gar nicht, ob ich noch eine Tetanusimpfung benötige", sprach mich eine 62-jährige Patientin bei ihrem Praxisbesuch vor einigen Tagen in meiner Sprechstunde an. Außerdem sei sie verunsichert, ob sie eine Grippe-Impfung benötige. Die beste Freundin habe ihr abgeraten, da die Impfung "eh nicht wirken würde".

"Generell gilt die Empfehlung, dass gerade zur Pandemiezeit die Impflücken bei Menschen über 60 geschlossen werden sollten, um weitere stationäre Behandlungen zu vermeiden", erklärte ich der ansonsten völlig gesunden Frau. Denn ältere Menschen sind allgemein anfälliger für Infektionen. Das Immunsystem lässt nach, die Abwehrkräfte arbeiten weniger effektiv und können Angriffe schlechter abwehren als in jungen Jahren. Aus diesem Grund empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO) für Menschen über 60 Jahre Standardimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Pneumokokken, Herpes Zoster und Influenza. "Was die Kritik Ihrer Freundin hinsichtlich Effektivität der Grippe-Impfung angeht: Für die Influenza-Impfung gibt es seit dem Herbst dieses Jahres einen hochwirksamen sogenannten quadrivalenten Hochdosisimpfstoff", klärte ich meine Patientin auf.

Neben den bisher verwendeten inaktivierten quadrivalenten Influenza-Impfstoffen, die sich als sehr wirksam gezeigt haben, hat der Hochdosisimpfstoff eine bessere Wirksamkeit und sogar auch Sicherheit. Dafür sind aber Impfreaktionen und Nebenwirkungen häufiger. Leider ist im zurückliegenden Jahrzehnt die Impfbereitschaft der über 60-Jährigen gegen Influenza kontinuierlich gesunken.

Ein folgenschwerer Missstand: Es ist zu bedenken, dass wir bis zu 20 000 Sterbefälle pro Influenzasaison bei den über 60-Jährigen zu betrauern haben. Eine unnötig hohe Zahl. Legen Sie los und holen Sie sich den kleinen Pieks!

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