18.07.2017 Gesundheit

"Jeder Pilz ist heilbar"

Barfuß unterwegs: Vor allem im Schwimmbad oder in der Sauna stecken sich Menschen an.
Barfuß unterwegs: Vor allem im Schwimmbad oder in der Sauna stecken sich Menschen an. Fotoquelle: Shutterstock

Zur Freibadsaison haben auch Fuß- und Nagelpilz wieder Hochsaison. Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz sagt, was zu tun ist.

Rund jeder sechste Erwachsene in Deutschland hat Nagelpilz. Die Erkrankung ist nicht nur unschön – sie ist auch ansteckend, kann sich auf andere Körperregionen ausbreiten und heilt nicht von alleine. Wie man sie in den Griff kriegen kann, erklärt Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz, Leiter des Instituts für Pilzkrankheiten in Berlin.

Wie erkennt man Nagelpilz?

Typische Anzeichen von Nagelpilz – fachsprachlich Onychomykose – sind gelblich braun verfärbte, verdickte und bröckelnde Nägel. Fußnägel sind weitaus häufiger befallen als Fingernägel. Die Symptome breiten sich vom Nagelrand zur Wurzel hin aus. Unbehandelt kann der Nagel komplett zerstört werden. Dann wird es schmerzhaft. Bei Verdacht kann ein Besuch beim Hautarzt Klarheit schaffen.

Wie kommt es zu Nagelpilzinfektionen?

Die Ansteckung erfolgt über infizierte Hautschüppchen, die wir täglich verlieren. Besonders schnell steckt man sich deshalb dort an, wo Menschen barfuß laufen, zum Beispiel in Schwimmbad, Sauna oder Umkleidekabine. Auch Nagelspäne, die beim Schneiden und Feilen der Nägel entstehen, sind ansteckend. Die Pilzerreger dringen durch kleinste Verletzungen an Haut und Nägeln ein und lösen die Infektion aus. Eine häufige Ansteckungsquelle ist das eigene Zuhause, wenn Familienmitglieder infiziert sind.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Nagelpilz?

Nagelpilz gilt als hartnäckig, doch die gute Nachricht vorweg: Jeder Pilz ist heilbar. Nicht immer ist ein Gang zum Arzt notwendig, von selbst heilt Nagelpilz allerdings nicht. Im Gegenteil: Bleibt Nagelpilz unbehandelt, kann er auch andere Körperstellen befallen. Besonders bei Kindern wandert die Erkrankung oft weiter und setzt sich als Kopfpilz fest. Ist die Diagnose gesichert, gibt es zur Selbstbehandlung von Nagelpilz unterschiedliche Präparate rezeptfrei in der Apotheke, zum Beispiel medizinische Nagellacke mit pilzabtötenden Wirkstoffen. Bei stärkerem Befall kann zusätzlich zum Lack die Einnahme von Tabletten notwendig sein. Grundsätzlich gilt: Die lokale Behandlung mit Lack ist Pflicht, die Tabletteneinnahme kommt bei Bedarf hinzu. Tabletten alleine sind nicht in der Lage, alle Erreger zu erreichen. Lasertherapien bei Nagelpilz sind noch in der Erprobungsphase und eher kritisch zu betrachten.

Was ist bei der Auswahl eines medizinischen Anti-Pilz-Lacks zu beachten?

Grundsätzlich lassen sich wasserfeste und wasserlösliche Lacke unterscheiden. Sie basieren auf unterschiedlichen Wirksubstanzen und Lackgrundlagen. Wichtig ist nicht nur eine pilzabtötende, sondern auch eine sporozide Wirkung. Echte Pilzsporen sind die Überlebensform der Pilze. Sie sind sehr hartnäckig. Die Sporen nisten sich vor allem im und unter dem Nagel ein und können zu einem Wiederaufflammen der Erkrankung führen. Das Ziel einer Nagelpilztherapie ist deshalb eine konsequente Behandlung bis zur letzten Spore. Wichtig sind also breit wirkende Medikamente, die sowohl alle gängigen Pilzarten als auch deren Sporen bekämpfen. Das kann zum Beispiel der Wirkstoff Ciclopirox. Wasserlösliche Lacke transportieren den Wirkstoff dabei ohne Feilen in und unter die Nagelplatte und erreichen den Keim auch an schwer zugänglichen Stellen. Besteht gleichzeitig Fußpilz, ist auch hier eine breite und sporozide Wirkung mit dem Wirkstoff Ciclopirox wichtig. Alkoholfreie Lösungen sind besonders sanft zur Haut, da sie nicht brennen und die Haut nicht austrocknen.

Und wie kann man sich vor Nagelpilz schützen?

Um eine Ansteckung und Übertragung auf andere Körperregionen und auf die Mitmenschen zu vermeiden, sollte man einige Verhaltensregeln beachten, etwa in öffentlichen Einrichtungen nicht barfuß zu laufen. Außerdem bitte ein eigenes Nagelset und Handtuch verwenden und Socken bei 60 °C waschen. Die Pilzsporen überleben zwar bei bis zu 80 °C, die Kombination aus Temperatur und Waschmittel reicht jedoch aus, um die Keime abzutöten. Bei sensiblen Textilien ist es ratsam, wegen der niedrigen Wassertemperatur zusätzlich einen Hygienespüler zu verwenden. Strümpfe und Schuhe sollten aus atmungsaktiven Materialien bestehen (Baumwolle, Echtleder) und gut sitzen. Für einen nachhaltigen Heilerfolg, aber auch zur Vorbeugung von Nagel- und Fußpilz, sollten Schuhe regelmäßig desinfiziert werden. Schuhsprays mit Octopirox aus der Apotheke sind stark wirksam gegen Pilze und Sporen.

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