23.11.2020 Arzt-Kolumne

Jobverlust kann zu Doppeldepression führen

Von Andreas Hagemann
Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Röher Parkklinik (Privatklinik) in Eschweiler bei Aachen.
Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Röher Parkklinik (Privatklinik) in Eschweiler bei Aachen. Fotoquelle: Engels

Wenn zu einer chronischen Niedergeschlagenheit eine akute depressive Episode hinzukommt – beispielsweise ausgelöst durch Jobverlust oder andere einschneidende Ereignisse – kann eine "Doppeldepression" entstehen.

In diesen Fällen verschlechtert sich die Situation der Betroffenen erheblich, wie mir erst kürzlich eine 33-jährige Patientin in meiner Sprechstunde schilderte. Aufgrund der bei ihr eingetretenen Doppeldepression verstärkten sich ihre Antriebslosigkeit, Trauer und Hoffnungslosigkeit. "Ich bin morgens oft nicht in der Lage, aufzustehen oder das Haus zu verlassen. Ich kann kaum noch meinem Berufs- oder Privatleben nachkommen", sagte die Patientin.

Ähnlich dramatisch äußern sich fast alle Patienten mit Doppeldepressionen über ihre Beschwerden. Wirksame Hilfe bieten kann auch in diesen schwerwiegenden psychischen Phasen eine fachlich qualifizierte Psychotherapie und zusätzliche medikamentöse Unterstützung. Bewährt haben sich in meiner täglichen Praxis insbesondere intensive multimodale Therapiemethoden. Das sind verschiedene verbale, nonverbale und medikamentöse sowie soziotherapeutische Ansätze. Wichtig ist zudem eine intensive Aufklärung der Betroffenen im Sinne einer Psychoedukation. Dadurch verstehen sie, was die Erkrankung ist, was sie bedeutet und welche Möglichkeiten der Behandlung existieren.

Diese Vielzahl an Methoden hilft den Erkrankten, sich selbst und ihre Umwelt positiver wahrzunehmen, Verständnis für sich und ihre Erkrankung zu bekommen und erneute Symptome schnell erkennen zu können. Doch leider zögern viele trotz der Verschlechterung ihrer Situation eine dringend erforderliche Behandlung weiterhin hinaus. Dabei gilt auch hier, wie bei allen depressiven Beschwerden: Je früher der Therapeut beziehungsweise Facharzt konsultiert wird, desto kürzer die Erkrankung und umso effektiver die Ergebnisse.

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