16.07.2019 Arzt-Kolumne

(K)ein Mittel gegen Gebrechlichkeit?

Hanns-Peter Klasen ist Chefarzt der Klinik für Geriatrie am St. Irmgardis-Krankenhaus in Viersen-Süchteln. Patienten der Klinik werden umfassend geriatrisch betreut.
Hanns-Peter Klasen ist Chefarzt der Klinik für Geriatrie am St. Irmgardis-Krankenhaus in Viersen-Süchteln. Patienten der Klinik werden umfassend geriatrisch betreut. Fotoquelle: Jochen Rolfes

In meine Praxis kommen viele alte Patienten, denn die Gruppe der Menschen, die 80 Jahre und älter werden, wächst immer stärker. Wir Geriater, also Experten für Altersmedizin bzw. -heilkunde, nennen diese Menschen "hochbetagt". Mit zunehmendem Alter werden sie alle gebrechlicher. Dies gilt für jeden, ist aber unabhängig vom Geburtsjahr.

Kürzlich fragte mich einer meiner Patienten, ob diese Gebrechlichkeit unausweichlich sei. Meine Antwort war: jein. Gebrechlichkeit kommt, aber wir können diesen Prozess über einen langen Zeitraum hinaus verlangsamen und damit die eigene Prognose verbessern.

Zunächst einmal habe ich ihm erklärt, was wir Geriater denn unter Gebrechlichkeit verstehen. Es gibt folgende Merkmale: unfreiwilliger Gewichtsverlust, Muskelschwäche, weniger Kraft in den Händen, ein unsicherer Gang und das Gefühl, häufiger erschöpft zu sein – sowohl mental als auch emotional und physisch. Schrittweise baut man im Alter ab.

Körperlich aktiv bleiben

Gerne berichte ich meinen Patienten von einer mehrjährigen australischen Studie, bei der die Beweglichkeit von Männern über 75 Jahre untersucht wurde. Von den Teilnehmern, die in einer Sekunde 1,36 Meter (das sind etwa drei Schritte) gehen konnten, starb in dieser Zeit keiner. Wenn man einen Witz darüber machen möchte, könnte man auch sagen: Dem Tod kann man davonlaufen. Vielen meiner Patienten hilft es deshalb, wenn sie sich sagen, dass sie diese drei Schritte pro Sekunde auch noch schaffen.

Und wie nun lässt sich Gebrechlichkeit hinauszögern? Meine Antwort: durch körperliche Aktivität und durch eine hochwertige, eiweißreiche Ernährung mit ausreichender Vitaminzufuhr, insbesondere Vitamin D. Zu den besonders Vitamin-D-haltigen Lebensmitteln gehören fettreicher Fisch (zum Beispiel Lachs, Hering und Aal), Leber, Eier, Käse, Sprossen, Steinpilze, Haferflocken und Süßkartoffeln.

Es gilt, die Muskelmasse zu erhalten, und da ist auch schon ein Spaziergang am Tag hilfreich.Körperliche Aktivitäten und eine sinnvolle Ernährung bilden eine gute Grundlage, um nach einem Unfall oder bei einer Komplikation schnell wieder auf die Beine zu kommen.

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