15.12.2021 Arzt-Kolumne

Kinder brauchen Bewegung

Von Melanie Ahaus
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Sachsen.
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Sachsen. Fotoquelle: privat

"Meine Tochter Luise ist ein Bewegungsmuffel. Sie ist am liebsten drinnen, will nicht zum Kinderturnen, nicht zum Reiten, nicht zum Schwimmen und auch nicht ins Ballett. Eigentlich gar nichts!", beschrieb mir eine ratlose Mutter vor wenigen Tagen die Freizeitaktivitäten ihrer Sechsjährigen. Die Erstklässlerin war zwar nicht übergewichtig, wohl aber ein wenig rund. Vor allem in der langen Zeit der Lockdowns hatte das Schulkind an Gewicht zugelegt. "Das ist erst einmal nicht schlimm", erklärte ich der besorgten Mutter, "es gibt Kinder, die sich gern bewegen, und andere, die es gerne etwas gemütlicher angehen lassen. Aber eigentlich wollen sich alle Kinder bewegen. Ein bisschen können Eltern ihre Kinder auch beeinflussen."

Bewegung ist für Kinder wichtig. Denn sie schult motorische Fähigkeiten wie Gleichgewicht, Schnelligkeit und Koordination. Zudem erhöht sie auch die kognitive Leistungsfähigkeit, stärkt das Herz-Kreislaufsystem und Immunsystem, die Muskulatur und Knochen und schult die sozialen Kompetenzen. Außerdem ist Bewegung die beste Unfallprophylaxe. Kinder, die sich sicher bewegen, stürzen und stolpern seltener. Mindestens eine Stunde pro Tag sollten sich aus diesen Gründen Kinder ab fünf Jahren bewegen.

Ich fragte Luise, welche Art Bewegung ihr wenigstens "ein bisschen" Spaß macht. Nach kurzem Nachdenken antwortete das i-Dötzchen: "Einfach draußen spielen auf der Wiese mit meiner Freundin. Und am Wochenende die Radtouren mit Papa. Da machen wir manchmal auch Wettrennen oder Schatzsuchen." Luise hatte also sehr wohl Spaß an Bewegung, nur eben nicht an der strukturierten und oft wettbewerbsorientierten Bewegung im Verein. Das ist auch gar nicht schlimm. "Wichtig ist einfach nur, dass die Eltern ihren Kindern Angebote machen und sie ausprobieren lassen", erklärte ich der Mutter. "So können Kinder das finden, was für sie am besten ist. Ob das nun die Wiese ist, der Turnverein oder auch die Radtour. Kinder sollen sich austoben können und dürfen – und es vor allem genießen. Denn dann lernen sie einen bewegten Lebensstil fürs Leben."

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