14.05.2019 Krebsforschung

Tiefer Blick in die menschliche Zelle

Von Tonia Sorrentino

Rund 30 Wissenschaftler arbeiten am Essener Institut für Zellbiologie. Mit ihrer Grundlagenforschung stellen sie Weichen, um eines Tages den Krebs besiegen zu können.

Wie entsteht aus einer gesunden Zelle Krebs? Unter welchen Bedingungen breitet er sich aus? Wie lässt sich eine Krebszelle vernichten, und was trägt dazu bei, dass die Krankheit gar nicht entsteht? Mit diesen Fragen setzen sich die rund 30 Naturwissenschaftler am Institut für Zellbiologie (Tumorforschung) am Universitätsklinikum Essen (IFZ) täglich auseinander. Ihre Grundlagenforschung bildet die wissenschaftliche Basis für neue Ansätze zur Krebs-Diagnose, -Vorbeugung, -Therapie und -Heilung.

Der Arbeitsalltag der Forscher ist abwechslungsreich: "Routine gibt es kaum", sagt Prof. Dr. Ralf Küppers. Er leitet die Arbeitsgruppe "Molekulare Genetik“ am IFZ, seine zwölf Wissenschaftler forschen zu Leukämie (Blutkrebs) und entartetem menschlichen Lymphgewebe. Ein Beispiel: Aus Gewebeproben eines Krebspatienten isolieren die Forscher Tumorzellen. Aus diesen gewinnen sie DNA, ihre Erbsubstanz. "Die untersuchen wir dann auf Genveränderungen, um besser zu verstehen, warum die Zelle krank wurde", sagt Küppers.

Suche nach Antworten

Die Experimente der Arbeitsgruppe "Molekulare Zellbiologie" von Prof. Dr. Verena Jendrossek drehen sich vor allem um neue Therapiekonzepte für solide Tumoren in Kombination mit einer Bestrahlung. "Fast zwei Drittel aller Patienten werden im Verlauf ihrer Tumorerkrankung bestrahlt “, sagt Jendrossek. Trotz bisheriger Erfolge kommen besonders unempfindliche Tumore wie bestimmte Lungentumore trotz intensiver Therapie wieder. "Wir wollen verstehen, warum diese Tumore resistent sind und wie wir das durchbrechen können." Für die Untersuchungen kommt hochmoderne Technik zum Einsatz.

Forschung mit langem Atem Neben den zwei Lehrstühlen und einem Servicelabor für genomische Analysen gibt es am IFZ, das auch Ausbildungsstätte ist, derzeit drei Nachwuchsgruppen. "Unsere Forscher sind Doktoranden und Post-Doktoranden, aber auch Studenten, die ihre Bachelor- oder Masterarbeit bei uns anfertigen", sagt Küppers. Neben der fachlichen Qualifikation und Begeisterung für die Forschung ist eine der wichtigsten Eigenschaften der Wissenschaftler ein langer Atem. "Wir stehen am Beginn der Arbeitskette", erläutert Küppers. "Unsere Ergebnisse erfordern weitere Forschung. Wir stellen eine Hypothese auf und überprüfen sie durch gezielte Experimente. Es braucht meist Jahre, bis die Ergebnisse in eine Therapieentscheidung einfließen."

Das Schöne an der Forschung sei, so Jendrossek, dass sich aus einer Antwort meist viele neue Fragen ergäben: "Die Wissenschaft lebt von der Diskussion und der engen Interaktion." Diese findet nicht nur innerhalb des IFZ, sondern auch mit klinischen Kollegen und nationalen und internationalen Kooperationspartnern statt. Das gewährleistet höchstmögliche Interdisziplinarität und Praxisnähe.

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