08.11.2022 Gesundheit

Leben mit Diabetes Typ 1

An Diabetes erkrankte Kinder müssen häufig einen Sensor am Arm tragen, der den Blutzucker misst.
An Diabetes erkrankte Kinder müssen häufig einen Sensor am Arm tragen, der den Blutzucker misst. Fotoquelle: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

Emil (Name geändert) ist fast schon ein Schulkind. Er tobt oft auf dem Spielplatz oder in der Turnhalle, isst gerne Gummibärchen, kann schon lange richtig gut Fahrrad fahren und mag Zeichentrickserien. Ein ganz normales Vorschulkind also. Nur manchmal muss Emil aufpassen. Dann fühlt er sich plötzlich komisch – weil sein Blutzucker verrücktspielt. Mit ein bisschen Traubenzucker oder Insulingaben über seine Insulinpumpe geht es ihm zum Glück meist schnell wieder gut. Emil hat Typ-1-Diabetes.

Dass etwas nicht stimmt, ist seinen Eltern vor etwa drei Jahren aufgefallen. Emil hatte oft großen Durst, trank Mengen, über die die Erwachsenen staunten. Entsprechend liefen irgendwann seine Windeln über. Zur Sicherheit gingen seine Eltern mit ihm zum Kin-derarzt, um die Ursache zu finden. Der Arzt machte auch einen Diabetestest mit Emil – und stellte so den Typ-1-Diabetes fest. "Wir haben Glück gehabt, dass unser Arzt das direkt ernst genommen hat und wir früh die richtige Diagnose erhalten haben. Manchmal heißt es zuerst, man solle doch froh sein, dass das Kind viel trinkt", sagt Emils Mutter. In einer spezialisierten Kinderklinik wurde er untersucht und eingestellt. Bald bekam er eine Insulinpumpe, mit der seine Eltern die notwendige Insulinmenge über einen Katheter in seinen Körper abgeben können. Ein Sensor überwacht die Blutzuckerwerte und sendet sie regelmäßig auf ein Smartphone. So können die Eltern sofort reagieren, falls der Spiegel zu stark steigt oder fällt, denn dann gibt es einen Alarm. Nicht nur tagsüber, auch nachts müssen die Eltern aufpassen, dass Emil keine Unterzuckerung bekommt. Zudem gehören Katheterwechsel alle zwei Tage zu Hause und Kontrollen in der Klinik zum Alltag der Familie.

Nach der Diabetes-Diagnose folgte recht schnell eine weitere Erkenntnis: Emil hat auch Zöliakie, verträgt also kein Gluten. Dieses würde in seinem Dünndarm große Schäden anrichten, weshalb selbst kleinste Mengen gefährlich sind. "Man glaubt gar nicht, wo überall Gluten enthalten ist", berichtet seine Mutter. Selbst manche Spielknete kann ihr Sohn deshalb nicht benutzen. Laut Deutscher Zöliakie Gesellschaft haben etwa fünf bis sieben Prozent der Typ-1-Diabetiker auch Zöliakie, weit mehr als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Die Kombination der beiden Autoimmunerkrankungen macht die Ernährung noch ein bisschen schwieriger: Zum einen muss stets geprüft werden, ob ein Lebensmittel Gluten enthält, zum anderen muss der Blutzuckerspiegel im Auge behalten werden. Nicht einfach, etwa wenn die anderen Kinder auf dem Spielplatz die Kekspackung herumreichen und Emil keinen essen darf.

Inzwischen versteht er aber, dass es um seine Gesundheit geht. Und seine Eltern haben viele gute Alternativen für ihn gefunden. "Typ-1-Diabetes bedeutet nämlich nicht, dass ein Kind keine Süßigkeiten essen darf oder zu dick ist", betonen sie. Im integrativen Kindergarten bekommt Emil ein spezielles Menü, und die Erzieherinnen sind geschult im Umgang mit seiner Insulinpumpe. Ob er demnächst einen Schulbegleiter bekommen kann und soll, prüfen seine Eltern derzeit.


Quelle: arr

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