Etwa jeder zehnte Corona-Patient entwickelt eine schwere Lungenentzündung und muss auf der Intensivstation versorgt werden. Als Pneumologe habe ich einige dieser Patienten behandelt. Vor einigen Tagen stellte mir ein 70-jähriger Patient die Frage: "Was macht diese Form der Lungenentzündung so besonders und gefährlich?"
Zunächst haben wir es hier mit einem neuen Erreger für eine Lungenentzündung zu tun, dem Corona-Virus SARS-CoV-2. Verursacher einer herkömmlichen Lungenentzündung sind Bakterien, die Pneumokokken. Sie finden sich auch beim gesunden Menschen in den Schleimhäuten sowie im Rachen und werden vom Immunsystem in Schach gehalten. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, können sie in die Lunge gelangen und dort eine Entzündung auslösen. Die Lungenbläschen füllen sich mit Sekret, verschließen sich und können nicht mehr belüftet werden.
Diese bakterielle Pneumonie lässt sich gut mit Antibiotika behandeln, die die Bakterien abtöten. Dennoch ist sie in westlichen Industrieländern die Infektionskrankheit, an der die meisten Menschen sterben. Daher wird mittlerweile die Pneumokokken-Impfung empfohlen.
Im Gegensatz dazu fehlt es aktuell noch an einem sicheren Medikament, das das Corona-Virus abtötet oder blockiert. Ebenso arbeiten Experten fieberhaft an der Entwicklung eines Impfstoffes. Auch der Verlauf der Lungenentzündung ist anders als bei der bakteriellen Variante. Die Infektion beginnt in den oberen Atemwegen und wandert bei manchen Patienten in die Lunge.
Es zeigt sich, dass Patienten zu Beginn der Lungenentzündung kaum Atembeschwerden haben, selbst wenn Entzündungen bereits im CT sichtbar sind. Denn im Frühstadium bleibt die Dehnbarkeit der Lunge erhalten oder ist nur wenig eingeschränkt. Der Patient muss sich also nicht vermehrt anstrengen, um sie zu belüften. Deshalb wird kaum Atemnot empfunden, obwohl der Sauerstoffgehalt im Körper schon vermindert ist. Dadurch kann es sein, dass die COVID-19-Lungenentzündung erst deutlich später erkannt und behandelt wird.