04.12.2018 Arzt-Kolumne

Mehr Lebensfreude statt Burnout

Dr. Thorsten Bracher leitet als Chefarzt die auf Depressionen, psychosomatische Erkrankungen sowie Burnout-Syndrome spezialisierte Schlossparkklinik Dirmstein in Rheinland-Pfalz
Dr. Thorsten Bracher leitet als Chefarzt die auf Depressionen, psychosomatische Erkrankungen sowie Burnout-Syndrome spezialisierte Schlossparkklinik Dirmstein in Rheinland-Pfalz Fotoquelle: privat

Dem gängigen Bild eines klassischen Burnout-Patienten entsprach der 17-jährige Felix in keiner Weise. Doch seit einigen Monaten zeigte der angehende Abiturient die typischen Symptome: Neben einem chronischen Erschöpfungszustand fühlte er sich ausgebrannt und antriebslos. Zudem klagte er über Schlaflosigkeit sowie Gefühle der Ohnmacht und Resignation. Nach vergeblicher Konsultation verschiedener Fachärzte suchte er nun psychotherapeutische Hilfe.

Jeder Fünfte leidet hierzulande unter Burnout – darunter laut Lehrerverbänden auch immer mehr Schüler. Schuld an der Misere sind ein immer höheres Arbeits- und Lehrstoffpensum, Multitasking, Digitalisierung sowie weitere Stress-Faktoren. Deshalb raten Experten eindringlich zu regelmäßigen Auszeiten, dem A und O jeder Burnout-Prävention. Das muss nicht immer stundenlanges "Chillen" sein. Wohltuend ist es oft bereits, hin und wieder in Ruhe einen Tee zu trinken oder in der Mittagspause einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft zu unternehmen. Ebenso wichtig ist das Erkennen eigener Belastungsgrenzen. Oft bewirken bereits kleine Kurskorrekturen einiges: Gehe ich mein Leben etwas gelassener und weniger ehrgeizig an, so reduziert das Erwartungshaltung und Leistungsdruck.

Belastungen abbauen

Um Überforderungen weitge-hend auszuschließen, empfiehlt sich eine systematische Vorgehensweise: Am besten die anstehenden Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit ordnen und strukturiert abarbeiten. Ebenfalls bewährt im Kampf gegen die totale Erschöpfung haben sich Stressbewältigungsstrategien. Eine solche half auch dem 17-jährigen Schüler. Ausgleich zum schulischen Stress fand er unter anderem bei vermehrten Treffen mit Freunden und im lange vernachlässigten Fußballspielen. Denn Sport und Bewegung fördern die Produktion von Dopamin im Gehirn – und somit das Glücksgefühl.

Als sehr hilfreich erwies sich auch die Verhaltenstherapie. Doch Standard-Lösungen gibt es nicht. Die Hilfe sollte auf den jeweiligen Patienten abgestimmt sein. Dann sind die Chancen für eine erfolgreiche Therapie sehr groß. Und auch der Schüler absolvierte mit Erfolg sein Abitur – und blickt heute weitaus gelassener in seine akademische Zukunft.

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