05.06.2018 Gesundheit

Wasser: Spritzig, lindernd, heilsam

Von Tonia Sorrentino

500 Mineralwässer und 35 Heilwässer gibt es in Deutschland – und jedes Einzelne ist besonders. In welcher Hinsicht, erklären unsere Experten.

Natürliches Mineralwasser darf sich in Europa nur Wasser nennen, das die Anforderungen der Mineralwasser-Richtlinie (2009/54/EG) erfüllt. Dazu gehören der Ursprung aus einem unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Vorkommen und die Abfüllung am Quellort. "Mineralwasser ist das einzige amtlich anerkannte Lebensmittel in Deutschland. Das Verfahren umfasst mehr als 200 geologische, chemische und mikrobiologische Untersuchungen", erklärt Peter Schropp, Geschäftsführer des Wassersommelier-Union e. V. in Gräfeling. Die Kontrollen garantieren Verbrauchern gleichbleibende Qualität von der Quelle bis auf den Tisch.

Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal bei Mineralwässern: die Kohlensäure. Tendierten deutsche Konsumenten vor einigen Jahrzehnten eher zu stark sprudelnden Varianten, bevorzuge die Mehrheit heute stille oder Medium-Mineralwässer, sagt Schropp. "Viele Mineralbrunnen bieten daher ihre Produkte in vier Kohlensäure-Varianten an." Die Variante Naturell ist kohlensäurefrei, die sanfte Version hat einen Hauch Kohlensäure, Medium- Mineralwasser einen mittleren und klassischer Sprudel einen hohen Kohlensäureanteil. "Das wirkt sehr erfrischend." Auch die Mineralisierung bietet Schropp zufolge große Vielfalt, von niedrig über dezent bis hoch. Zusätzlich beeinflusse die Zusammensetzung der Mineralstoffe Sensorik wie auch Wohlbefinden.

Jedes Heilwasser ist einzigartig

Heilwasser ist reines Wasser aus Hunderte Meter tiefen, natürlichen Quellen. "Auf ihrem jahrelangen Weg durch das Gestein werden die Wässer gefiltert und nehmen verschiedene Mineralstoffe auf. So setzt sich jedes Heilwasser auf einzigartige Weise zusammen", schildert Ökotrophologin Corinna Dürr vom Informationsbüro Heilwasser in Bonn. Als sanft wirkendes Naturheilmittel besitze Heilwasser eine vorbeugende, lindernde oder heilende Wirkung. "Sie muss wissenschaftlich nachgewiesen sein. Heilwässer werden vom Bundesinstitut für Arzneimittel amtlich zugelassen, gelten als Arzneimittel und werden unverfälscht direkt in Flaschen abgefüllt." Das Etikett nennt Anwendungsgebiete, Trinkempfehlungen und Gegenanzeigen, erhältlich sind Heilwässer in gut sortierten Lebensmittel- und Getränkemärkten.

Die im Wasser natürlich gelösten Mineralstoffe kann der Körper besonders gut aufnehmen, sagt Dürr. Kalzium etwa hilft der Fachfrau zufolge unter anderem bei der Vorbeugung gegen Osteoporose, Hydrogencarbonat bei Übersäuerung, Sodbrennen und bestimmten Harnwegsinfekten. Magnesium lindert Muskelkrämpfe, Sulfat unterstützt die Verdauung, Fluorid beugt Karies vor. Kieselsäure wiederum fördert gesunde Haut, Haare, Nägel und stabile Knochen. Sanfte Unterstützung der Gesundheit bringen eine bis zwei Flaschen täglich. Um Beschwerden gezielt zu lindern, werden Heilwässer als Kur angewendet. Empfehlenswert sind dann zwei bis drei Flaschen pro Tag über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen.

Drei Fragen an ...
... Wassersommelier Joachim Kuppert (Getränkefachhandels-Kooperation, Süddeutschland)

Herr Kuppert, 500 Mineralwässer gibt es in Deutschland. Schmecken die wirklich alle unterschiedlich?

Ja. Viel Natrium wird oft als würzig wahrgenommen, ein hoher Magnesiumgehalt als süßlich oder bitter, stark kalziumhaltiges Wasser erzeugt ein eher trockenes Mundgefühl. Viel Hydrogencarbonat oder Sulfate schmecken ein bisschen wie Aspirin oder Alka-Seltzer, hochmineralisierte Mineralwässer generell salzig. Kalzium macht das Wasser etwas stumpf – allerdings variiert das individuell. Es gibt keine allgemeine Sensorik oder Vorliebe.

Wie wirkt sich die Zusammensetzung auf die Gesundheit aus?

Natrium zum Beispiel reguliert den Blutdruck, aktiviert Enzyme und hält das Säure-Basen-Gleichgewicht aufrecht. Im Sommer oder auch für Sportler, die viel schwitzen, eignen sich Mineralwässer mit mehr Mineralstoffen, um die Depots aufzufüllen.

Ist die Glasform beim Servieren von Wasser entscheidend?

Nein. Bei Rotwein fördert ein breites Glas zum Beispiel das Bouquet oder das Atmen. Spritziges Wasser sollte bis zum Trinken geschlossen bleiben – aber ansonsten kann man bei Wasser getrost auf dem Boden bleiben. Es soll Durst löschen und zum Wohlbefinden beitragen.

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