19.02.2019 Arzt-Kolumne

Auf dem falschen Fuß erwischt

Dr. Thomas Schneider ist leitender Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin und Unfallchirurgie der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Spezialisiert ist er auf Fuß- und Sprunggelenkserkrankungen einschließlich Endoprothetik. Arthroskopische Operationen der Gelenke von Hüfte, Knie, Schulter und Ellenbogen sind weitere Behandlungsschwerpunkte.
Dr. Thomas Schneider ist leitender Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin und Unfallchirurgie der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Spezialisiert ist er auf Fuß- und Sprunggelenkserkrankungen einschließlich Endoprothetik. Arthroskopische Operationen der Gelenke von Hüfte, Knie, Schulter und Ellenbogen sind weitere Behandlungsschwerpunkte. Fotoquelle: Gelenk-Klinik Gundelfingen

Die 26-jährige Patientin war verzweifelt. Seit Monaten litt sie unter stechenden Schmerzen im Mittelfuß. Diese machten ihr schon nach wenigen Schritten ein Weitergehen unerträglich. Von ihrem Hausarzt war sie zum Radiologen geschickt worden. Doch selbst die Bilder der Kernspintomografie gaben keinen Aufschluss.

Per Handgriff ertasten

So wie dieser Morton-Neurom-Patientin ergeht es vielen. Häufig leiden sie jahrelang an Mittelfußschmerzen, bevor eine Diagnose Klarheit bringt. Trotz der typischen Beschwerden wird das Morton-Neurom häufig übersehen. Was die MRT-Aufnahme bei dieser Patientin verbarg, offenbarte ein Griff mit zwei Fingern zwischen die Mittelfußknochen. Damit kann der Orthopäde größere Morton-Neurome direkt ertasten. Häufig ist ein Morton-Neurom die Folge einer Spreizfußfehlstellung. Dieser Zusammenhang gibt auch die konservative Behandlung vor. Sie basiert in erster Linie auf Schuheinlagen, die das vordere Fußgewölbe wieder aufrichten und die Nervenreizung zurückgehen lassen. Ebenso hilfreich sind flache Schuhe mit ausreichendem Zehenraum statt spitz zulaufender Modelle mit hohen Absätzen. Letztere belasten den Vorfuß und fördern die Spreizfußfehlstellung.

Nerv bleibt erhalten

Wegen der fortgeschrittenen Erkrankung richtete die konservative Behandlung bei der Patientin leider nichts mehr aus. Ein operativer Eingriff war nötig. Dabei wurde bisher üblicherweise der Nerv einfach herausgeschnitten, was das zugrunde liegende Problem jedoch nicht löste. Denn: Auch der verbleibende Nervenstumpf kann wieder ein schmerzhaftes Neurom entwickeln. Um diesen Rückfall zu vermeiden, empfehlen viele Spezialisten alternativ eine nervenerhaltende Operation. Dabei wird der Nerv nicht entfernt, sondern durch eine Änderung des Bindegewebes entlastet. Der Druck wird vermindert und die Geschwulst an der Nervenhülle kann sich zurückbilden.

So geschah es auch bei der Patientin. Nach dem Eingriff musste sie drei Wochen lang spezielle Vorfußentlastungsschuhe tragen – und kann seitdem wieder problemlos laufen. Doch enge Schuhe sind auch künftig passé.

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