24.04.2018 Arzt-Kolumne

Wenn Muskeln schmerzen

Dr. med. Stefan Ewerbeck ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Rheumatologie am Rheinischen Rheuma-Zentrum des St. Elisabeth-Hospitals Meerbusch-Lank.
Dr. med. Stefan Ewerbeck ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Rheumatologie am Rheinischen Rheuma-Zentrum des St. Elisabeth-Hospitals Meerbusch-Lank. Fotoquelle: privat

Jeder von uns hat schon einmal an Muskelkater gelitten – nicht nur nach sportlicher Verausgabung oder einer langen Wanderung. In der Regel verschwinden diese Beschwerden jedoch nach drei bis fünf Tagen und der Muskel erholt sich von selbst.

Länger andauernde Muskelschmerzen, ob mit oder ohne Muskelschwäche, sind jedoch ungewöhnlich und sollten daher abgeklärt werden. Denn auch eine entzündlich-rheumatische Ursache ist möglich. Die Diagnosefindung gleicht dabei einem Puzzle und beginnt mit einer ausführlichen Befragung.

So wird Ihr Arzt Sie fragen: Wann und wo sind die Muskelschmerzen aufgetreten? Gibt es Begleitsymptome? Haben Sie Störungen beim Schlucken, bei Bewegung, bei der Koordination, bei der Sensibilität? Gibt es neu aufgetretene Hautveränderungen, Hinweise auf Durchblutungsstörungen und/oder Schilddrüsenerkrankungen? Sind unerwünschte Arzneimittel-Nebenwirkungen aufgetreten (beispielsweise bei der Einnahme von Cholesterin-Senkern, Kortison, Psychopharmaka oder anderem)? Oder auch: Haben sich Ihre Nägel oder Haare in letzter Zeit verändert?

Viele Ursachen möglich

Oft spüren Patienten, die zu mir kommen, darüber hinaus einen deutlichen Muskelkraft-Verlust. Neben der körperlichen Untersuchung hilft dann eine Blutanalyse. Dabei wird geprüft, ob die Muskelenzyme erhöht sind, ob eine Entzündung vorliegt und ob Antikörper gegen Muskelgewebe nachweisbar sind.

Meist wird ergänzend eine neurologische Untersuchung sowie eine Bildgebung (Ultraschall der Muskulatur oder Kernspinuntersuchung) veranlasst. Im Zweifelsfall kann auch eine Gewebeprobe aus der Muskulatur hilfreich sein, um die Diagnose zu sichern. Bei entzündlich-rheumatischen Muskelerkrankungen können zudem Haut, Lunge, Gefäße und Nerven mit betroffen sein. Zudem ist es möglich, dass sie ein indirekter Hinweis auf eine anderweitige, bösartige Grunderkrankung sind.

Mein Rat lautet daher: Diese aufwändige und schwierige Diagnostik sollte stets durch einen erfahrenen Rheumatologen oder in einem entsprechenden Zentrum von Fachärzten erfolgen. Bedenken Sie, dass eine frühe Diagnose auch eine frühe Therapie ermöglicht, die viel Leid und bleibende Schäden am Muskelapparat verhindern kann.

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