23.11.2020 Arzt-Kolumne

Wer braucht Nahrungsergänzungsmittel?

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor. Fotoquelle: WDR/Herby Sachs

Eine 65-jährige Patientin fragte mich vor zwei Wochen: "Ich fühle mich seit einiger Zeit immer schlapp und müde. Können mich Nahrungsergänzungsmittel wieder fitter machen?"

Immer wieder stellen mir Patientinnen und Patienten Fragen zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Meine Antwort ist meist dieselbe: „"Wer gesund ist und sich ausgewogen ernährt, viel an der frischen Luft Sport treibt und wenig Alkohol konsumiert, muss sich keine Sorgen um seinen Mineralien-, Spurenelemente-, und Vitaminhaushalt machen. Durch unkontrollierte Zufuhr der oft überdosierten Kapseln, Säfte und Brausetabletten kann auch ein gesundheitlicher Schaden entstehen."

Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel. Hier zwei typische Beispiele für eine sinnvolle Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln: Je älter wir werden, desto unzureichender stellt unser Körper mit Hilfe der Sonnenstrahlung das wichtige Hormon Vitamin D her. Bei vielen Über-70-Jährigen und bei nahezu allen Über-80-Jährigen stellen wir Mediziner einen Vitamin- D-Mangel fest. Krankheit oder Immobilität können diesen Mangel verstärken! Hier sollte unbedingt eine Ergänzung (Supplementierung) erfolgen.

Auch jüngere Menschen können an einem Vitamin- D-Mangel leiden. Zum Teil kommt der Mangel durch Sonnenschutzcremes zustande, die einen Teil der wichtigen UV-B-Strahlung absorbieren. Zum anderen sind wir auch im Sommer viel zu viel in geschlossenen Räumen und können so unsere Vitamin-D-Speicher nicht aufladen. Bei unspezifischen Symptomen im Winter einfach mal den Vitamin-D-Spiegel im Blut durch den Hausarzt bestimmen lassen und falls nötig nach seinem Ratschlag auch substituieren.

Meiner 65-jährigen Patientin gab ich den Tipp: "Investieren Sie Ihr Geld lieber in nährstoffreiche Lebensmittel wie regionales Wintergemüse, und gehen Sie viel raus an die frische Luft. Das kurbelt die Lebensgeister und Ihr Immunsystem an."

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