16.07.2015 prisma-Serie: Schmerz - Teil 3

Nicht machtlos!

Dieser Schmerz!
Dieser Schmerz! Fotoquelle: Catalin Petolea/shutterstock.com

Wir wissen nicht, ob Tiere Kopfschmerzen haben. Sicher ist jedoch, dass viele Menschen unter tierischen Kopfschmerzen leiden. Zwei von drei Menschen werden davon regelmäßig heimgesucht. Kopfschmerzen sind offenbar der Preis für ein komplexes Gehirn. Leider lassen sich für 90 Prozent aller Schmerzfälle keine körperlichen Ursachen finden - präzise Diagnose und zielgenaue Behandlung sind oft schwer.

Eine zielgenaue Behandlung ist oft schwer, aber möglich - Der Kopfschmerz

Man unterscheidet primäre von sekundären Kopfschmerzen. Bei primären Kopfschmerzerkrankungen wie Migräne, Spannungs- und Clusterkopfschmerzen ist der Kopfschmerz selbst die Erkrankung. "Obwohl mittlerweile schon viel über die Ursachen
dieser Kopfschmerzarten bekannt ist, sind sie nicht heilbar", sagt Neurologe Peter Storch, Leiter des Kopfschmerzzentrums der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dennoch sind die Betroffenen nicht machtlos. "Zum einen, weil die Wissenschaft in den vergangenen Jahren wertvolle Erkenntnisse über das Kopfschmerzgeschehen gewonnen hat, zum anderen, weil sich die Betroffenen in puncto Vorbeugung und Schmerzlinderung oft auch selbst helfen können."

Im Gegensatz dazu gründen sich die sekundären Kopfschmerzen auf andere Erkrankungen, etwa Entzündungen, Bluthochdruck oder einen Tumor. Beide Kopfschmerzformen erfordern eine gezielte Diagnostik und Therapie. Mediziner unterscheiden mehr als 200 Kopfschmerzarten - für hilfesuchende Patienten nicht eben ermutigend. "Keinesfalls aber sollten Betroffene ihre Kopfschmerzen als schicksalhaft einfach hinnehmen", ermutigt Schmerztherapeut Storch. "Es stimmt allerdings, dass nicht alle Therapieverfahren bei allen Patienten gleich gut helfen. Daher müssen manchmal erst verschiedene Verfahren ausprobiert werden, bis man gefunden hat, was nachhaltig wirkt."

Zuerst einmal hilft ein Schmerztagebuch bei der Spurensicherung nach den Urhebern der Beschwerden. Der Patient vermerkt hier etwa Zeitpunkt und Dauer der Attacken, Stresserlebnisse und Art seiner Nahrungsmittel. Zu Beginn jeder Therapie sollte vor der Einnahme von Medikamenten eine Veränderung des Lebensstils stehen. Stressreduktion, Entspannungstechniken wie Yoga und Autogenes Training, dazu ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung erbringen hier nachweislich gute Resultate.

Bei Spannungskopfschmerzen und leichter Migräne können sich Betroffene mit rezeptfreien Mitteln selbst helfen. Allerdings sollte man an nicht mehr als zehn Tagen pro Monat und nicht länger als drei Tage hintereinander Schmerzmittel
nehmen. Zu häufige Einnahme kann einen Medikamenten-Kopfschmerz hervorrufen.

Kopfschmerzen sind immer sofort ein Fall für den Arzt, wenn sie ungewohnt heftig oder auf bis dahin unbekannte Weise auftreten. Dann kann eine lebensbedrohliche Situation dahinterstecken, etwa eine Hirnblutung oder ein Tumor. Auch chronische Kopfschmerzen bedürfen der ärztlichen Abklärung.

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