11.07.2022 Arzt-Kolumne

PMR: Mit Anspannung zur Entspannung

Dr. Carsten Lekutat ist niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin und Sportarzt in Berlin, Buchautor sowie Moderator der MDR-Fernsehsendung "Hauptsache Gesund".
Dr. Carsten Lekutat ist niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin und Sportarzt in Berlin, Buchautor sowie Moderator der MDR-Fernsehsendung "Hauptsache Gesund". Fotoquelle: MDR

Stress, Nervosität und innere Unruhe betreffen viele Berufstätige. Kürzlich suchte mich ein 34-jähriger Jurist in meiner Sprechstunde auf. Er hatte eine verantwortungsvolle berufliche Tätigkeit übernommen und kam seitdem auch nachts nicht mehr zur Ruhe.

"Mein neuer Job macht mir Spaß, aber er ist auch stressig. Ich komme nur noch schlecht in den Schlaf, bin unruhig und nervös, weil ich nachts darüber nachdenke, ob und wie ich die Aufgaben am nächsten Tag erfolgreich bewältige", berichtete mir der Patient. "Wenn Sie Ihre Schlafstörungen auf Stress zurückführen, dann empfehle ich Ihnen die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen", erklärte ich dem 34-Jährigen.

Man könnte die Methode der Progressiven Muskelrelaxation, kurz PMR, unter dem Motto "Erst heftig, dann ruhig" zusammenfassen. Bei der PMR nutzt man die Erkenntnis, dass es leichter ist, über eine Anspannung in die Entspannung zu kommen. "Sie kennen das sicherlich von Ihrem Alltag: Wenn Sie tagsüber körperlich aktiv waren, fallen Sie abends müde ins Bett. Wenn sie allerdings den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen, fällt es Ihnen schwerer, in den Schlaf zu kommen. Wenn wie bei Ihnen Stress und innere Unruhe hinzukommt, ist die PMR besonders gut geeignet, denn sie führt nicht nur zu mehr Ruhe und Ge-lassenheit, sondern verbessert auch allgemein die Stressverträglichkeit", erklärte ich dem Patienten.

Man macht sich dabei die Erkenntnis zunutze, dass man über den Körper die Psyche beeinflussen kann. Bei der PMR entsteht eine Entspannung dadurch, dass man verschiedene Muskelgruppen im Wechsel maximal anspannt und diese Spannung dann in langsamen Schrit-ten wieder loslässt. Ein entspannter Muskel führt letztendlich zu einem entspannten vegetativen Nervensystem. Die PMR-Übungen sind leicht zu lernen. Studien konnten zeigen, dass die Progressive Muskelrelaxation die Symptome von Angst- und Spannungszuständen lindern kann. Interessant an der Methode ist, dass sich hierdurch sehr einfach eine psychologische Entspannung erreichen lässt. Aber es bleibt nicht nur bei der Entspannung der Seele. Der Körper reagiert ebenfalls auf den nachlassenden Druck des vegetativen Nervensystems. So konnten Wissenschaftler zeigen, dass Puls und Blutdruck gesenkt, Asthmabeschwerden verbessert und sogar chronische Schmerzen gelindert werden können.