23.10.2018 Arzt-Kolumne

Warnsignal: plötzliche Sehschwäche

Augenarzt Dr. Christoph Eckert ist ärztlicher Leiter von 24 Augenzentren in Baden-Württemberg und Bayern.
Augenarzt Dr. Christoph Eckert ist ärztlicher Leiter von 24 Augenzentren in Baden-Württemberg und Bayern. Fotoquelle: privat

Sehstörungen tauchen oft blitzartig auf – und rufen bei Betroffenen vielfach Ängste oder sogar Panik hervor. So erging es auch dem 50 Jahre alten Vertriebsmanager, der wegen plötzlicher Bildverzerrungen und verschwommener Texte fachärztlichen Rat bei mir suchte.

Die Diagnose beruhigte ihn einerseits, andererseits irritierte sie ihn aber auch ein wenig. Denn Ursache seiner plötzlichen Sehprobleme war schlicht und einfach zu viel Stress. Dass dauerhaft erhöhte körperliche oder seelische Anspannungen nicht nur zu den bekannten Folgen wie Burn-out und Herzinfarkt führen, sondern auch unsere Augen belasten können, war ihm bisher nicht bekannt: Neben den von ihm geschilderten Symptomen weist auch eine veränderte Farbwahrnehmung häufig auf eine RCS (Retinopathia centralis serosa) hin – umgangssprachlich nicht ohne Grund als "Managerkrankheit" bezeichnet.

Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang zu dem lebenswichtigen Cortisol: Bei Stress steigen die Werte dieses Hormons und in Folge davon können Gefäße brüchig werden und kann sich Flüssigkeit in der Netzhaut ansammeln.

Zu viel Stress vermeiden

Was hilft? Durch mehr Pausen bei der Bildschirmarbeit und regelmäßige Entspannungsübungen verschwanden die Symptome innerhalb weniger Tage. Hilfreich sind zudem auch psychosomatische Behandlungen sowie Laser-Anwendungen bei schwerer Erkrankung.

In den meisten Fällen stecken hinter plötzlichen Sehproblemen glücklicherweise harmlose, einfach zu erklärende Ursachen. So führen beispielsweise hin und wieder rasches Aufstehen und der dadurch hochschnellende Blutdruck kurzzeitig zu verschwommener Sicht.

Sind diese Sehprobleme jedoch nicht nach einigen Minuten wieder verschwunden oder tritt innerhalb kurzer Zeit eine rapide Änderung des Sehvermögens ein, so sollte umgehend der Augenarzt aufgesucht werden. Denn dahinter können auch ernsthafte Beschwerden stecken wie etwa ein Augeninfarkt oder eine Netzhautablösung. Wichtig ist deshalb die baldige Klärung durch den Facharzt. Denn: Je früher die Erkrankung eindeutig erkannt wird, desto besser die Aussichten für den Patienten auf eine schnelle und erfolgreiche Behandlung.

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