05.04.2016 Gesundheit

Arzt-Kolumne: Besser atmen

Von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer
Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer.
Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer. Fotoquelle: privat

Gegen Rückenschmerzen gibt es nicht das Patentrezept, es zählt vielmehr der individuelle Ansatz. Ein Aspekt hierbei könnte auch die (richtige) Atmung sein.

Atmen ist ein körperlicher Reflex und geschieht automatisch. Aber es ist möglich, Einfluss darauf zu nehmen, den Atem zu steuern. Wenn wir lernen, unser Atmen zu kontrollieren oder sogar gezielt einsetzen, können wir auf das unbewusste Nervensystem einwirken.

Yoga, Tai-Chi und Qigong

Alle großen meditativen Bewegungslehren – vor allem aus dem asiatischen Raum – wie Yoga, Tai-Chi oder Qigong nutzen Atemübungen als wesentliches Instrument.

Auch bei den modernen Entspannungstechniken wie progressiver Muskelentspannung, autogenem Training oder Biofeedback nimmt der Atem eine zentrale Rolle ein. Ihn zu kontrollieren entspannt den Muskeltonus, beruhigt das vegetative Nervensystem, wirkt Stress entgegen und stärkt das Immunsystem.

Besonders zu empfehlen ist bei chronischen Rückenschmerzen das sanfte Tai-Chi. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass diese jahrtausendealte Technik bei regelmäßigem Üben die Gesundheit positiv beeinflusst. Wer langjährige Tai-Chi-Erfahrung hat, ist seltener von Verformungen der Wirbelsäule betroffen.

Gleiches gilt für asiatische Kampfkünste wie Karate oder Taekwondo. Die Bewegungen, ausgeführt mit voller Aufmerksamkeit und koordinierter Atmung, schärfen Konzentration und Ruhe.

Besser als Gymnastik

Das indische Yoga ermöglicht ebenfalls eine optimale Mischung aus langsamer Bewegung, tiefer Atmung, vorsichtiger Dehnung und Konzentration. Eine Studie aus den USA beweist: Bei chronischen Rückenschmerzen ist es besser als Gymnastik.

Ärzte an der Universitätsklinik Essen fanden heraus, dass gestresste Frauen nach drei Monaten Yoga-Training weit weniger Rückenschmerzen hatten – und deutlich weniger an Stress litten.

Versuchen Sie doch einmal bei Rückenschmerzen bewusst in die Schmerzregion "hineinzuatmen" und gezielt zu stretchen. Hört sich verrückt an. Könnte Ihren Schmerz aber lindern.

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