02.11.2021 Arzt-Kolumne

Genügend Schlaf und trotzdem gerädert

Von Johannes Schenkel
Dr. Johannes Schenkel ist Facharzt für Neurologie und ärztlicher Leiter der Unabhängigen Patientenberatung
Deutschland (UPD), Berlin.
Dr. Johannes Schenkel ist Facharzt für Neurologie und ärztlicher Leiter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD), Berlin. Fotoquelle: UPD

"Ich schlafe nachts rund acht Stunden und fühle mich trotzdem tagsüber ständig müde und wie gerädert. Woran kann das liegen?", fragte mich kürzlich ein 64-Jähriger. Ich erklärte ihm: "Ein gesunder, erholsamer Schlaf ist nicht nur von der Schlaflänge abhängig, sondern insbesondere auch von der Schlafqualität. Und die kann aufgrund verschiedener Ursachen gestört sein."

Eine krankhafte Veränderung des Schlafs, die viele Betroffene lediglich an Tagesmüdigkeit bemerken, ist das "obstruktive Schlafapnoe-Syndrom". Auffällig ist dabei insbesondere sehr lautes Schnarchen, regelmäßig eine flache Atmung (Hypopnoe) während des Schlafs und auch Atemaussetzer (Apnoen), die länger als zehn Sekunden dauern. Oft bemerken die Betroffenen das selbst nicht. Erst wenn Atemaussetzer hinzukommen, spricht man von einer Schlafapnoe. Symptome, die auf eine Schlafapnoe hinweisen können, sind neben der starken Müdigkeit tagsüber, Konzentrationsstörungen, nächtliches Schwitzen und häufiges Wasserlassen, plötzliches Erwachen, manchmal mit Herzrasen und Luftnot, trockener Mund beim Aufwachen, Kopfschmerzen am Morgen und bei Männern auch Potenzprobleme. Die Erkrankung kann auf Dauer das Risiko für andere Erkrankungen erhöhen und die Lebensqualität enorm beeinträchtigen.

Eine Schlafapnoe entsteht, wenn die Muskulatur in den oberen Atemwegen erschlafft. Wie man auf der Seite Gesundheitsinformation.de nachlesen kann, verengt sich dadurch der Atemweg im Rachenbereich oder blockiert sogar ganz. Durch diese Atmungsstörung wird der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Zusätzlich sinken der Puls und der Blutdruck. Das Atemzentrum im Gehirn schlägt Alarm und löst einen Weckreiz aus.

Die Betroffenen wachen kurz auf, meist ohne es zu merken. Dadurch wird der Schlafrhythmus unterbrochen, das Herz beginnt schneller zu schlagen und der Blutdruck steigt. Diese kurze Aufweckreaktion wird auch "Arousal" genannt. Wenn sie in einer Nacht wiederholt auftritt, kann sie verhindern, in den Tiefschlaf zu fallen, der die Nachtruhe erst erholsam macht. Auch die Einnahme von Medikamenten und übermäßiger Alkoholkonsum kann den Schlaf beeinträchtigen.

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