28.09.2021 Arzt-Kolumne

Schlaganfall: Immer mehr junge Menschen betroffen

Von Christoph Kleinschnitz
Prof. Dr. med. Christoph Kleinschnitz ist Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen.
Prof. Dr. med. Christoph Kleinschnitz ist Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. Fotoquelle: Martin Kaiser / Medienzentrum UK Essen

"Bin ich nicht viel zu jung für einen Schlaganfall?", fragte mich kürzlich ein 42-jähriger Patient. Er war mit starkem Schwindel und Schmerzen im Kopf-Hals-Bereich ins Klinikum eingeliefert worden. Die Annahme, der Schlaganfall sei eine Erkrankung des Alters, ist weit verbreitet. Aktuelle Zahlen widerlegen dies: Etwa jeder zehnte Betroffene in Deutschland ist jünger als 55 Jahre.

Doch egal, wie alt die Betroffenen nun sind: Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Rauchen wirken sich bei allen gleichermaßen ungünstig auf das Schlaganfall-Risiko aus. Bei jüngeren Patienten gibt es spezielle Vorerkrankungen, die als Ursache in Frage kommen. Dazu zählen ein Loch in der Herzscheidewand, ein Einriss einer Gefäßwand, Gefäß- und Herzklappenentzündungen sowie eine erbliche Gerinnungsstörung.

Schlaganfälle äußern sich mit ganz typischen Anzeichen wie Sehstörungen, Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen, Schwindel und starkem Kopfschmerz. Während bei Älteren mit diesen Symptomen sogar Laien einen Schlaganfall in Betracht ziehen, wird bei jüngeren Patienten eher selten daran gedacht. Und das macht es so gefährlich, denn beim Schlaganfall spielt die Zeit eine entscheidende Rolle. Die Behandlung muss schnellstmöglich erfolgen, um das Risiko für Folgeschäden gering zu halten.

Die Akutbehandlung hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Die Lysetherapie ist heute das Mittel der Wahl. Dabei wird das Blutgerinnsel, das den Gefäßverschluss verursacht hat, mit einem Medikament aufgelöst oder mithilfe eines Katheters abgesaugt. Bei unserem Patienten war ein Riss in der Gefäßwand eines Halsgefäßes Grund für den Schlaganfall. Er bekam blutverdünnende Medikamente. Der Riss heilte von allein ab. Der Patient hatte großes Glück: Er wurde frühzeitig behandelt und hat so keine Folgen davongetragen.

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