04.01.2021 Arzt-Kolumne

Kniegelenk schmerzt – welche Therapie hilft?

Von Sven Ostermeier
Professor Dr. Sven Ostermeier ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin, Chirotherapie und spezielle orthopädische Chirurgie. Der Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde der Gelenk-Klinik
Gundelfingen. Außerdem ist er Instruktor der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie.
Professor Dr. Sven Ostermeier ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin, Chirotherapie und spezielle orthopädische Chirurgie. Der Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Außerdem ist er Instruktor der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie. Fotoquelle: Gelenk-Klinik Gundelfingen

"Welche Therapiemöglichkeiten für meine Kniearthrose gibt es für mich?", fragte mich erst kürzlich eine 55-jährige Patientin, die wegen ihrer Knieschmerzen kaum noch die Treppenstufen herunterlaufen konnte. "Sie sind noch viel zu jung für eine Knieprothese. Wir müssen erst alle anderen Therapiemöglichkeiten ausschöpfen", erklärte ich ihr.

Weshalb Frauen etwa zweimal so häufig von Kniearthrose betroffen sind wie Männer, ist weitgehend unklar. Wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie etwa eine Fehlstellung der Beine, weniger belastbarer Knorpel im Kniegelenk oder Übergewicht. Neue individuelle Knieprothesen eröffnen Arthrose-Patienten zwar mehr Beweglichkeit und Lebensqualität. Doch auch diese komfortablen High-Tech-Lösungen sollten nur dann eingesetzt werden, wenn gelenkerhaltende Therapiemöglichkeiten nicht mehr greifen. Denn deren Haltbarkeit ist leider nicht unbegrenzt. Vor allem bei Patientinnen und Patienten unter 60 ist deshalb eine Wechseloperation nicht ausgeschlossen. Das gravierende Problem hierbei: Nach jedem Eingriff nimmt die Knochensubstanz ab. Die Komplikationsrate steigt, das Ergebnis für den Patienten verschlechtert sich.

Als Maxime gilt: Die 15- bis 20-jährige Haltbarkeit der Prothese sollte höher als die Lebenserwartung des Patienten sein. Aus diesem Grund sucht der Arzt in jedem Stadium der Erkrankung die bestmögliche erhaltende Behandlung für das Kniegelenk. Zum gängigen Therapiespektrum zählen unter anderem Physiotherapie, Inlays und Schlittenprothesen. Sind nach einer Verletzung oder durch Fehlstellungen bereits Knorpelschäden sichtbar, so lässt sich durch eine biologische Knorpeltransplantation die Knorpelfläche wieder regenerieren und der vorzeitige Verschleiß therapieren. Bei diesem neuartigen Operationsverfahren werden Knorpelschäden mit Hilfe körpereigener Knorpelzellen repariert. Diese werden im Labor gezüchtet und füllen Knorpeldefekte wieder auf.

Der Pluspunkt für den Patienten: Da an der Stelle des Knorpelschadens im Gelenk echtes Knorpelgewebe nachwächst, ist erstmals eine vollständige Heilung von Knorpeldefekten möglich. Die Pufferfunktion des Knorpels wird so zuverlässig wiederhergestellt. Leider wird die Knorpeltransplantation in Deutschland bisher nur von wenigen ausgesuchten Spezialisten durchgeführt.

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