29.06.2021 Arzt-Kolumne

Was tun, wenn der Daumen schnappt?

Von Bastian Marquaß
Privatdozent Dr. Bastian Marquaß ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin der Gelenk-Klinik Gundelfingen.
Privatdozent Dr. Bastian Marquaß ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Fotoquelle: privat

"Jeder Handgriff wird für mich zur Qual. Beim Greifen springt mein Daumen seit Kurzem schmerzhaft hin und her. Richtig schlimm geworden ist es nach der Gartenarbeit am Wochenende. Seitdem kann ich meinen Daumen gar nicht mehr frei bewegen. Ich muss immer erst kräftig an ihm ziehen, und erst dann geht er schnappartig wieder in die richtige Position", beschrieb mir eine 65-jährige Patientin kürzlich ihre Beschwerden.

Nach eingehender Untersuchung stand fest: Die Patientin leidet unter einem sogenannten "Schnappfinger", medizinisch Ringbandstenose. Sehr häufig betroffen ist der Daumen, weshalb diese Erkrankung auch als "schnellender Daumen" bezeichnet wird. Überwiegend tritt sie bei Frauen fortgeschrittenen Alters bedingt durch Östrogenmangel auf. Erbliche Veranlagung, Überlastung, Verletzungen sowie Diabetes können ebenfalls Auslöser sein.

Unsere Finger sind permanent im Dauereinsatz. Tausendfach bewegen wir sie Tag für Tag. Ob wir freudig winken, ordentlich zupacken oder wütend die Faust ballen – ohne die reibungslose Funktion unserer Finger ginge praktisch nichts in Job und Haushalt. Schon der Ausfall eines einzelnen Fingers kann da zum echten Handicap werden. Das bekommen Menschen mit einem Schnappfinger schnell zu spüren. Morgensteifigkeit, Schmerzen und Schwellungen sind häufig erste Anzeichen dieser Sehnenscheiden-Entzündung. Die Fingersehne verdickt sich knötchenartig und bleibt an den Ringbändern hängen. Die Folge: Der betroffene Finger lässt sich nicht mehr frei bewegen. Erst nach einem kraftvollen Ziehen löst sich die Sehne und schlüpft ruckartig – oder eben schnappartig – hindurch.

Im Anfangsstadium wirkt eine konservative Therapiemethode wie Kortisonspritzen relativ gut. Kehren die Beschwerden nach Absetzen des Kortisons wieder zurück, kann eine Operation unter lokaler Betäubung erforderlich sein. Auch bei einer fortgeschrittenen Verdickung bleibt meist nur die Operation. Die Erfolgschancen bei diesem Eingriff sind sehr hoch, da ein Rückfall ausgeschlossen ist. Bei dem Eingriff wird das betroffene Ringband längs gespalten, damit die Sehne nicht mehr haken kann und der Finger wieder frei gleitet. Rund drei Wochen nach der Operation ist die Hand in der Regel voll belastbar. Meiner Patientin konnte ich durch Kortisonspritzen helfen. Nun kann sie ihren Daumen wieder ohne Probleme benutzen.

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