09.06.2021 Arzt-Kolumne

Schokolade naschen ohne Reue – ein Trick kann helfen

Von Carsten Lekutat
Dr. Carsten Lekutat ist niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin und Sportarzt in Berlin, Buchautor sowie Moderator der MDR-Fernsehsendung "Hauptsache Gesund".
Dr. Carsten Lekutat ist niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin und Sportarzt in Berlin, Buchautor sowie Moderator der MDR-Fernsehsendung "Hauptsache Gesund". Fotoquelle: MDR

"Ich nasche sehr gern Schokolade und Pralinen. Eine Freundin gab mir kürzlich den Tipp, 30 Minuten vorher ein Stück Käse zu essen. Dann würde die Schokolade nicht so ansetzen. Ist da was dran?", fragte mich vor einigen Tagen eine 45-jährige Büroangestellte in meiner Sprechstunde. "Es macht tatsächlich für den Blutzuckerspiegel und die Insulinausschüttung einen Unterschied, ob zuerst Kohlenhydrate oder Eiweiß verzehrt werden", erklärte ich meiner Patientin.

Ich gab ihr deshalb folgenden Tipp: "Wenn Sie morgens ein Konfitüre- und ein Käsebrötchen verzehren, sollten Sie mit dem Käsebrötchen beginnen. Essen Sie in der Reihenfolge: erst herzhaft, dann süß. Wenn Sie kurz vor einer süßen Mahlzeit etwas Eiweißhaltiges wie Käse verzehren, dann beeinflusst das die Aufnahme von Kohlenhydraten und den Anstieg des Blutzuckerspiegels. Deshalb ist der Rat Ihrer Freundin, erst ein Stück Käse und dann eine Praline zu essen, gar nicht verkehrt."

Der Grund ist einfach erklärt: Beginnt eine Mahlzeit mit Kohlenhydraten, schwankt der Blutzuckerspiegel stark. Besonders günstig ist es deshalb, eine Mahlzeit mit Fleisch und Salat oder Fisch und Gemüse zu beginnen, um den Blutzuckerspiegel positiv zu beeinflussen. Das bedeutet: auf Brot, Reis oder Nudeln zu Beginn einer Mahlzeit möglichst verzichten. Diese Abfolge sättigt übrigens auch nachhaltiger und verhindert Heißhungerattacken. Davon profitieren auch Diabetiker und Menschen, die eine Diät machen wollen.

Eiweiß ist vor allem in Eiern, Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Hülsenfrüchten. Es besteht aus Aminosäuren und ist damit ein extrem wichtiger Baustoff für unseren Körper. Es unterstützt den Zellaufbau, die Zellregeneration, das Hormonsystem und die Immunabwehr. Es ist entscheidend für unsere Gehirnaktivität und den Muskelaufbau. Übertreiben sollte man es aber auch nicht mit eiweißhaltiger Ernährung. Wer dauerhaft zu viele Proteine zu sich nimmt, belastet seine Nieren.

Es gilt die Faustregel: Je älter man ist, desto mehr Eiweiß sollte man zu sich nehmen. Im Alter meiner Patientin, also zwischen 40 und 50 Jahren, sind 1,5 Gramm pro Kilogramm Normalgewicht empfehlenswert. Bei über 50-Jährigen dürfen es bis zu zwei Gramm Eiweiß pro Kilogramm Normalgewicht sein. Wer sich an diese Werte hält, sorgt für eine ideale Nährstoffzufuhr und ernährt sich ausgewogen und vielseitig. Dann darf es ab und zu auch mal eine Praline oder ein Stück Schokolade sein.

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