27.09.2022 Arzt-Kolumne

So sitzt das künstliche Gelenk perfekt

Von Stefen Kohler
Dr. med. Stefen Kohler ist Ärztlicher Direktor und Chefarzt für Orthopädie der Helios Klinik in Bleicherode. Er ist  Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit der Zusatzbezeichnung Spezielle Orthopädische Chirurgie.
Dr. med. Stefen Kohler ist Ärztlicher Direktor und Chefarzt für Orthopädie der Helios Klinik in Bleicherode. Er ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit der Zusatzbezeichnung Spezielle Orthopädische Chirurgie. Fotoquelle:  Helios Klinik Bleicherode

"Ich kann vor Schmerzen in den Knien nicht mehr schlafen", erklärte mir vor einigen Wochen ein 70-jähriger Patient. "Anfangs konnten meine Beschwerden noch mit Physiotherapie, Schmerzmitteln und Spritzen ins Kniegelenk eingedämmt werden. Zu der Zeit traten meine Knieschmerzen allerdings auch nur in Intervallen auf. Da konnte ich noch laufen. Aber jetzt komme ich keine 100 Meter mehr weit. Der Zustand ist inzwischen für mich schwer erträglich geworden, weil ich rund um die Uhr unter Dauerschmerzen leide", beschrieb mir der ansonsten rüstige Rentner die Folgen seines Gelenkverschleißes.

Wenn die Schmerzen im Knie – wie bei diesem Patienten mit weit fortgeschrittener Arthrose – die Bewegung und das Leben so stark einschränken, helfen meist konservative Behandlungen wie Spritzen, Krankengymnastik oder eine Sporttherapie nicht mehr. Diese Patienten erhalten in der Regel dann als letzte Möglichkeit ein künstliches Kniegelenk. Für den Betroffenen ist es besonders wichtig, dass das künstliche Gelenk genau zu seinem Knie passt. Denn das Knie besteht nicht nur aus Knochen, sondern aus einem Zusammenspiel von Kapseln und Bändern. Dieses Zusammenspiel entscheidet später darüber, wie gut der Patient mit der Knieprothese zurechtkommt und wieder ein normales, schmerzfreies Leben führen kann.

"Wir operieren deshalb Knie oder Hüfte bereits seit vielen Jahren mit einem computergestützten Navigationssystem. Das hat den Vorteil, dass wir hochpräzise operieren können", beschrieb ich dem Patienten unsere OP-Technik. Wenn alle notwendigen Daten von uns zusammengetragen sind, erstellt das Navigationssystem zu Beginn der Operation ein virtuelles 3-D-Modell des Beins. Anschließend kann die Sägeschablone eingestellt werden. Diese lässt sich, ähnlich wie ein künstlicher Horizont in einem Flugzeug – daher der Begriff "Navigationssystem" – gradgenau einstellen. Das garantiert dann, dass die Knie-Endoprothetik perfekt sitzt. Die Operation mit einem computergestützten Navigationssystem hat die Lockerungsrate der von uns eingesetzten Endoprothesen drastisch reduziert. Das konnte in einer Doktorarbeit nachgewiesen werden. Auch das "Endoprothesen Register Deutschland" (EPRD) attestiert uns deutlich überdurchschnittliche Ergebnisse im Vergleich zum Bundesdurchschnitt.

Dem 70-jährigen Patienten wurde vor einer Woche in einer rund 90-minütigen Operation erfolgreich ein neues Kniegelenk eingesetzt. Er kann das Knie jetzt wieder mehr als 90 Grad beugen und problemlos über Flur und Treppe laufen. Auf seinen Krankenhausaufenthalt folgt ein dreiwöchiger Reha-Aufenthalt. Circa drei Monate nach dem Eingriff wird er sich dann mit dem künstlichen Knie voraussichtlich schmerzarm und ohne größere Einschränkungen bewegen können.

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