19.05.2020 Arzt-Kolumne

So verbessern Männer ihre Fruchtbarkeit

Von Stefan Dieterle
Prof. Dr. Stefan Dieterle gehört zu den bekannten Medizinern im Bereich Kinderwunsch und ist Gründer der Kinderwunschzentren in Dortmund, Siegen, Dorsten und Wuppertal.
Prof. Dr. Stefan Dieterle gehört zu den bekannten Medizinern im Bereich Kinderwunsch und ist Gründer der Kinderwunschzentren in Dortmund, Siegen, Dorsten und Wuppertal. Fotoquelle: Rene Gaens

"Über ein Jahr lang versuchen wir bereits erfolglos, ein Kind zu zeugen. Kann das auch am Mann liegen?", fragte mich kürzlich ein junges Ehepaar, beide Ende 20, in meiner Sprechstunde. In der Tat liegt es statistisch zu 40 Prozent am Mann, wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt.

Deshalb gehört die Untersuchung der Fruchtbarkeit des Mannes zu den ersten Maßnahmen des Kinderwunschzentrums. Dazu wird jeweils ein Spermiogramm im Abstand von zwölf Wochen nach WHO-Kriterien erstellt. Ist das Spermiogramm nicht in Ordnung, ist eine andrologische beziehungsweise urologische Untersuchung notwendig.

Nicht selten kann bei Männern zwischen 20 und 30 Jahren ein Hodentumor der Grund sein. Ebenso können Ereignisse in der Kindheit wie eine Hodenentzündung infolge von Mumps oder ein nicht rechtzeitig behandelter Hodenhochstand die Fruchtbarkeit im Erwachsenenalter einschränken. Darüber hinaus spielen auch genetische Faktoren eine Rolle.

Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kann eine Schwangerschaft durch künstliche Befruchtung herbeigeführt werden. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Sollten zu wenige bewegliche Samenzellen vorhanden sein, können sie mit einem dünnen Schlauch direkt in die Gebärmutterhöhle eingeführt werden. Dadurch kommen die Samenzellen zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort. So kann die Befruchtung erleichtert und die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit erhöht werden.

Bei sehr wenigen Samenzellen reicht diese Hilfe aber nicht. Dann ist es notwendig, die Samenzellen einzeln mit einer sehr feinen Nadel direkt in die Eizellen einzuführen. Diese sogenannte "intrazytoplasmatische Spermieninjektion" (kurz: ICSI) wird außerhalb des Körpers durchgeführt. Dazu werden Eizellen nach einer Hormonbe - handlung durch eine Punktion entnommen, befruchtet und anschließend in die Gebärmutter zurückgeführt. Diese Behandlung hat schon Millionen von Paaren weltweit den Wunsch nach einem gesunden Kind erfüllt.

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