30.11.2021 Arzt-Kolumne

Sodbrennen, Husten und Kloßgefühl

Von Carsten Lekutat
Dr. Carsten Lekutat ist niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin und Sportarzt in Berlin, Buchautor sowie Moderator der MDR-Fernsehsendung "Hauptsache Gesund".
Dr. Carsten Lekutat ist niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin und Sportarzt in Berlin, Buchautor sowie Moderator der MDR-Fernsehsendung "Hauptsache Gesund". Fotoquelle: MDR

"Ich wache nachts in letzter Zeit häufiger auf, weil ich husten muss. Manchmal auch wegen Sodbrennens. Außerdem stört mich tagsüber ein ständiges Kloßgefühl im Hals", berichtete mir kürzlich eine 52-jährige Bürokauffrau über ihre Beschwerden. Nachdem ich die Patientin eingehend untersucht hatte, fragte ich sie: "Essen Sie spätabends noch kurz vor dem Schlafengehen?", da ich die Vermutung hatte, dass die Ursache ihrer Symptome ein stiller Reflux sein könnte. Die Patientin bejahte das: "Ich nasche abends ziemlich viel Süßes vor dem Fernseher."

Als stillen Reflux bezeichnet man den nächtlichen Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Ursache dafür ist aufsteigende Magensäure, die eine Entzündung der Speiseröhre verursachen kann. Der Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre führt nicht nur häufig zu Sodbrennen, er kann die Ursache für Husten und Heiserkeit sein. Die weiteren Symptome sind oft unspezifisch: Rachenentzündung, Kloßgefühl, Räusperzwang, Schluckbeschwerden, Asthma und sogar Nasennebenhöhlenentzündung. Es ist deshalb sinnvoll, den Hausarzt aufzusuchen und die möglichen Ursachen abzuklären.

Sodbrennen entsteht, wenn Magensäure oder Gallensaft in Kontakt mit der Speiseröhre kommt. Dann spüren Betroffene ein starkes Brennen im Hals oder Oberbauch. Gelegentliches Sodbrennen, etwa nach einem üppigen Essen, ist überhaupt nicht gefährlich. Wer abends vor dem Fernseher viel nascht oder spät eine üppige Mahlzeit zu sich nimmt, der hat ein größeres Risiko für stillen Reflux.

"Sie sollten abends möglichst wenig Süßes und eher kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen und nicht zu spät noch essen", riet ich meiner Patientin. Für die akute Behandlung von nächtlichem, stillem Reflux hilft ein Medikament mit Pantoprazol. Der Wirkstoff hemmt die Ausschüttung von Magensäure. "Sie können es aber auch erstmal mit einem Hausmittel versuchen. Trinken Sie über einen Zeitraum von zwei, drei Wochen vor dem Essen morgens und abends ein Glas Wasser mit einem Teelöffel naturtrüben Essig", empfahl ich meiner Patientin.

Allerdings müssen bei länger anhaltenden Beschwerden andere Ursachen wie Heliobacter-Bakterien ausgeschlossen werden. Gegen einen schweren, chronischen Reflux kommt nur noch eine Operation in Frage. Dabei implantiert der Chirurg einen Schrittmacher mit zwei Sonden am Mageneingang, um die Funktion des Verschlussmuskels der Speiseröhre zu verbessern.

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