07.07.2020 Arzt-Kolumne

Neue Hoffnung für Tumorpatienten

Von Beate Timmermann
Prof. Dr. med. Beate Timmermann ist Direktorin der Klinik für Partikeltherapie am Universitätsklinikum Essen
und Ärztliche Leiterin des Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen (WPE).
Prof. Dr. med. Beate Timmermann ist Direktorin der Klinik für Partikeltherapie am Universitätsklinikum Essen und Ärztliche Leiterin des Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen (WPE). Fotoquelle: Universitätsklinikum Essen

"Gibt es eine Alternative zur Strahlentherapie?", fragte mich kürzlich ein 50-jähriger Patient, der an Prostatakrebs erkrankt ist. Chemo-, Strahlentherapie und eine Operation kommen den meisten beim Gedanken an eine Krebstherapie sofort in den Sinn. Noch nicht ganz so verbreitet und bekannt ist dabei die Strahlentherapie mit Protonen, eine moderne, schonende Alternative zur herkömmlichen Bestrahlung. Ihr Vorteil: Der Protonenstrahl wirkt zielgerichtet dort, wo es notwendig ist – im Tumor. Das Wachstum des kranken Gewe - bes wird gestoppt, und umliegendes, gesun - des Gewebe wird weitgehend verschont.

Weltweit wurden so bereits mehr als 200 000 Patienten behandelt. Liegt ein Tumor sehr nah an Stellen im Körper mit einer wichtigen Funktion – Fachleute sprechen hier von kritischen Strukturen –, oder ist eine besonders hohe Dosierung der Strahlung erforderlich, ist die Protonentherapie eine vielversprechende Option. So hat sie bei der Behandlung von Hirntumoren, Sarkomen, Augentumoren und an Krebs erkrankten Kindern bereits ihren festen Platz. Mittlerweile setzt sie sich auch bei anderen Tumoren immer weiter durch – auch bei der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren oder Prostatakrebs. Auch für Prostatakarzinome gibt es nämlich bereits langjährige Er - fahrungen; eine der ersten klinischen Studien mit Protonen wurde in den 90er-Jahren in den USA erfolgreich für Patienten mit Prostatakarzinom durchgeführt.

Der Weg der Protonen durch den Körper zum Tumor lässt sich sehr genau lenken. Dabei wird nur wenig Strahlung in das vor und hinter dem Tumor liegende Gewebe abgegeben. Dadurch können auch mögliche Nebenwirkungen reduziert werden. Das gilt auch für Prostatakrebs, die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Haben sich noch keine Metastasen im Körper gebildet, kann beim Einsatz von Protonen die Strahlenbelastung von Enddarm, Blase und Harnröhre reduziert werden. Damit sinkt potenziell das Risiko für Inkontinenz, Verlust der Erektionsfähigkeit und Entzündungen des Darms.

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