19.10.2019 Telefonaktion mit Experten

Thema Pflege: "Häufig herrscht Unwissenheit"

Bei der großen prisma-Telefonaktion drehte sich alles um Fragen zur Pflege. Das Thema bewegt die Menschen. Das zeigte auch die überwältigende Resonanz der Leser.

Raffael Käsch von der Malteser Wohnen & Pflege gGmbH beantwortete dabei vorwiegend Fragen zu Demenz. "Ich hatte pflegende Angehörige am Telefon, die einfach einmal reden wollten", sagt Käsch. Viele fragten sich, wie lange sie bei dieser schwierigen Situation durchhalten können. "Die Menschen fühlen sich häufig allein gelassen, und es ist erstaunlich, wie wenig sie wirklich über die bestehenden Hilfsangeboten wissen." So ist es laut Käsch wichtig, sich über gesetzliche Bedingungen Rat zu holen, um Hilfe in Anspruch nehmen zu können. "Da gibt es viel Nachholbedarf." Raffael Käsch verweist dabei auf die Homepage www.malteser-pflegekompetenz.de.

Verena Querling von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf hatte viele Anrufer mit finanziellen Problemen in der Leitung. "Sie erzählten mir von den hohen Kosten im Pflegeheim. Die Menschen haben kein Vermögen mehr und müssen dann mit Mitte 80 zum Sozialamt." Dieser Schritt wäre dann ein Schock für die Senioren. Sie empfinden das als demütigend. "Diese Generation hat häufig ein Leben lang gearbeitet, nun eine Rente, lebt seit fünf Jahren im Heim und muss dann Sozialhilfe beantragen. Das trifft die Menschen sehr." Auch Verena Querling kann bestätigen, dass viele Senioren gar nicht wüssten, welche Unterstützung sie noch beantragen können. "Aktuell sind das vor allem die Corona-Hilfen. Informationen, wie sie erhalten kann, gibt es unter www.verbraucherzentrale.de."

Denis Mrksa gibt als Berater für Pflegesituationen praktische Tipps. "Meine Anrufer waren meist Angehörige, die nicht selten einen Pflegegrad hatten." Fragen waren da: Ab wann kann ich mich bei wem melden? Wie läuft das ab? Welche Leistungen erhalte ich aus der Pflegeversicherung? "Häufig wurde auch nach dem Pflegegeld gefragt", sagt Denis Mrksa. "Auch das Thema 'Antrag im Pflegefall' wurde mehrfach angefragt. Bei einer Pflegebedürftigkeit die absehbar länger als sechs Monate ist, sollten sich die Betroffenen an ihre private oder gesetzliche Pflegeversicherung wenden und einen 'Antrag auf Begutachtung der Pflegebedürftigkeit' stellen. "Innerhalb von 14 Tagen müsse sich die Kasse dann mit einem Terminvorschlag für die Begutachtung durch eine externe Stelle zurückmelden. Bei gesetzlichen Kassen sei das der Medizinische Dienst, bei Privaten Versicherern Medicproof.

"Der Begutachtungstermin wird während Corona häufig noch telefonisch durchgeführt", sagt Denis Mrksa. Wichtig sei dann, den Termin gut vorzubereiten. "Ein Pflegegradrechner erklärt typische Fragen zur Pflegesituation bzw. Selbständigkeit des Antragsstellers (beispielsweise www.pflegegrad-berechnen.de). Medizinische Dokumente vorbereiten etwa über OPs oder Untersuchungsergebnisse. Nach dem Termin wird dann ein Gutachten erstellt mit den Vorschlägen zu Pflegegrad und etwaigen Hilfsangeboten oder Therapien." Die Kasse bewilligt oder lehnt dann entsprechend den Antrag ab. Man hat aber immer das Recht auf Widerspruch. "Hilfe dazu gibt es bei den Pflegestützpunkten oder weiteren Beratungsstellen", sagt Mrksa. "Braucht die Kasse länger als fünf Wochen für den Antragsbescheid, muss sie 70 Euro pro jeder verstrichenen Woche zahlen."

Insgesamt war Denis Mrksa erstaunt über die Unwissenheit beim Thema "Pflege". "Dabei ist das gesamte Leistungsportfolio weitestgehend unbekannt. Mein Angebot für alle, die es nicht in die Hotline geschafft haben, oder eine jederzeit erreichbare digitale Anlaufstelle für ihre Pflegesituation suchen, ist unter https://resilo.azurewebsites.net zu finden. Der Chatbot Resilo hilft bei ersten Schritten im Pflegefall und beim Antrag auf Pflegebedürftigkeit."

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