03.05.2021 Arzt-Kolumne

Schonen, sitzen, schlemmen – häufige Rückensünden

Von Martin Rinio
Dr. Martin Rinio ist ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Ein Behandlungsschwerpunkt des Facharztes für Orthopädie, Chirurgie und Unfallchirurgie sind Hüftgelenk und Endoprothesen (künstlicher Gelenkersatz).
Dr. Martin Rinio ist ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Ein Behandlungsschwerpunkt des Facharztes für Orthopädie, Chirurgie und Unfallchirurgie sind Hüftgelenk und Endoprothesen (künstlicher Gelenkersatz). Fotoquelle: Thomas Hansmann

"Ist es richtig, mich bei Rückenschmerzen strikt zu schonen?", fragte mich ein 66-jähriger Patient. Um seine Beschwerden zu verringern, hatte er sich möglichst wenig bewegt. Doch mit dieser Schonhaltung und der einseitigen Belastung lag er falsch. Denn dies bewirkt eher das Gegenteil des gewünschten Effekts. Die Muskelgruppen verspannen sich und werden schwächer, die Schmerzen nehmen weiter zu. Wirbelsäulenprobleme sind programmiert, das Arthrose-Risiko steigt erheblich.

Ich gab ihm den Rat, sich trotz der Schmerzen viel zu bewegen und Verspannungen entgegenzuwirken. Dabei helfen übrigens schon kleine Schritte: regelmäßig die Sitzposition ändern oder hin und wieder einen kleinen "Spaziergang" durch die Räume unternehmen. Noch besser: regelmäßig Rad fahren oder Schwimmen gehen, statt ständig auf der Couch zu faulenzen. Oder kurze Strecken zu Fuß gehen, und die Treppe dem Fahrstuhl vorziehen. Diese Ratschläge beherzigte auch mein Patient. Dank mehr Bewegung, Gymnastik und Physiotherapie ist er inzwischen beschwerdefrei.

Ob beim Staubsaugen, beim Fußboden-Wischen oder beim Unkrautjäten: Viele Hausarbeiten erledigen wir in gebückter Haltung – und strapazieren so unseren Rücken über Gebühr. Was tun? Mein Tipp: Haushalts- oder Gartengeräte mit einem langen oder, noch besser, ausfahrbaren und somit regulierbaren Stiel verwenden. Und auch beim Bügeln oder beim Abwaschen am Spülbecken immer auf die richtige Arbeitshöhe und somit einen geraden Rücken achten.

Viele Handtaschen sind wahre Schwergewichte. Nacken- und Kopfschmerzen, aber auch Haltungsschäden und sogar Bandscheibenvorfälle lassen da nicht lange auf sich warten. Deshalb überflüssige Accessoires einfach ausmisten und die Tasche beim Tragen besser nicht über die Schulter, sondern über den Unterarm hängen. Häufiges Laufen mit hohen Absätzen, falsches Heben mit gebeugtem Rücken (besser immer in die Hocke gehen) und Schlemmen bis zum Übergewicht sind weitere klassische Rückensünden. Über kurz oder lang führen sie zu "hausgemachten" Beschwerden – falls man dem nicht rechtzeitig entgegensteuert.

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