20.11.2018 Arzt-Kolumne

Wenn das Herz aus dem Takt gerät

Der Internist und Kardiologe Dr. Friedhelm Späh ist Leitender Oberarzt am Herzzentrum Krefeld Niederrhein und Ärztlicher Leiter des Prevention Center (HPC) am Krefelder Helios-Klinikum.
Der Internist und Kardiologe Dr. Friedhelm Späh ist Leitender Oberarzt am Herzzentrum Krefeld Niederrhein und Ärztlicher Leiter des Prevention Center (HPC) am Krefelder Helios-Klinikum. Fotoquelle: privat

"In letzter Zeit rast mein Herz oft, mir wird schwindelig und ich kann nicht mehr richtig atmen." Vor einiger Zeit kam ein Mann mittleren Alters mit diesen Symptomen zu mir. Er dachte wie so viele andere auch sofort an einen Schlaganfall. Das ist nicht ganz abwegig, aber in solchen Fällen liegt es näher, dass es sich um eine Herzrhythmusstörung handelt. Ein EKG brachte auch in die-sem Fall die Gewissheit. Wie rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland litt der Patient an einem Vorhofflimmern.

Es ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung, die unbehandelt das Risiko für einen Schlaganfall erhöht. Typisch sind ein unregelmäßiger Puls, Atemnot, Schwindel und ein Gefühl der inneren Unruhe. Einen einfachen, fehlerfreien Selbsttest für das Vorhofflimmern gibt es noch nicht. Es gibt jedoch Blutdruckmessgeräte, die auch Unregelmäßigkeiten beim Puls feststellen, ja sogar vor einem Vorhofflimmern warnen. Dann sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Wider den Schlaganfall

Im Gegensatz zu vielen anderen bemerkte der 53-Jährige das Vorhofflimmern. Bei dieser Herzrhythmusstörung gerät das Herz kurzzeitig aus dem Takt, der Herzschlag wird unregelmäßig. Dadurch wird das Blut in den Herzvorkammern nicht mehr richtig durchmischt. Durch diese Störung können schneller Blutgerinnsel im linken Vorhof des Herzens entstehen. Löst sich ein solches, kann es eine Ader im Gehirn verschließen. Jeder dritte Schlaganfall wird so verursacht. Deshalb muss beim Vorhofflimmern der Puls gesenkt und das Blut verdünnt werden.

Dieser Vorhofflimmern-Patient nimmt nun einmal täglich ein gerinnungshemmendes Medikament ein, welches das Blut gezielt für 24 Stunden verdünnt. Die Einnahme eines Betablockers sorgt dafür, dass der Puls gesenkt wird. Zudem lässt er regelmäßig den Blutzucker, das Cholesterin und den Blutdruck – weitere Risikofaktoren für einen Schlaganfall – messen. Ich habe ihm empfohlen, auf eine vitaminreiche, fettreduzierte und möglichst zuckerfreie Ernährung zu achten. Für erste Fragen zu Symptomen des Vorhofflimmerns und zum Leben mit der Erkrankung sowie zum Schlaganfall sind Aufklärungsinitiativen wie zum Beispiel "Rote Karte dem Schlaganfall" gute Anlaufstellen.

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