12.04.2021 Arzt-Kolumne

Was ein krankes Herz mit dem Körper macht

Von Steffen Schön
Prof. Dr. Steffen Schön ist Ärztlicher Leiter des Internistischen Zentrums und Chefarzt der Klinik für Kardiologie,
Angiologie, Pulmologie und internistische Intensivmedizin sowie Ärztlicher Direktor am Helios-Klinikum Pirna.
Prof. Dr. Steffen Schön ist Ärztlicher Leiter des Internistischen Zentrums und Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pulmologie und internistische Intensivmedizin sowie Ärztlicher Direktor am Helios-Klinikum Pirna. Fotoquelle: Helios-Klinikum Pirna

"Ich bekomme bereits Luftnot, wenn ich nur ein paar Treppenstufen steige. Auch sind meine Unterschenkel seit einiger Zeit angeschwollen. Außerdem habe ich zugenommen, obwohl ich überhaupt keinen Appetit mehr habe. Insgesamt bin ich quasi gar nicht mehr belastbar", schilderte mir vor Kurzem ein 75-jähriger Patient seine Beschwerden, der von seinem Hausarzt an mich überwiesen wurde.

Nach einer eingehenden Untersuchung diagnostizierte ich bei ihm eine Herzschwäche. Diese ist häufig keine eigenständige Erkrankung, sondern die Folge anderer Krankheiten wie beispielsweise eines Herzinfarkts, Bluthochdruck, Rhythmusstörungen oder Herzklappenerkrankungen. Viele Betroffene schieben die Atemnot, den Leistungsabfall und die geschwollenen Beine ganz allgemein auf ihr fortgeschrittenes Alter. Das führt leider oft dazu, dass die Pumpschwäche des Herzens zu spät erkannt wird. Folgen einer Herzschwäche können neben den bereits erwähnten Symptomen unter anderem eine mangelnde Gedächtnisleistung, Depressionen sowie Leber- und Nierenschäden sein.

Das Herz pumpt täglich circa 8000 Liter Blut durch den Körper und schlägt etwa 100000 Mal am Tag. Bei einer Herzschwäche wird nicht mehr genügend Blut und damit Sauerstoff und Nährstoffe zu den Organen gepumpt. Das führt bei den Betroffenen im fortgeschrittenen Stadium zu massiven Beschwerden. Ist die Ursache beispielsweise ein dauerhaft erhöhter Blutdruck, steigt die Druckbelastung des Herzens. Dadurch verdickt der Herzmuskel, das Herz an sich wird schwerer und größer. Das führt langfristig jedoch nicht zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit des Herzens, sondern es wird im Verlauf schwächer.

Bluthochdruck ist damit eine der Hauptursachen für eine chronische Herzschwäche. Eine schleichend eintretende Atemnot und Wassereinlagerungen sind Warnzeichen, die jeder Betroffene kennen sollte. Bei der ersten Diagnose achten Mediziner zunächst auf sogenannte Stauungsanzeichen: Wassereinlagerungen in der Lunge, im Bauchraum oder an den Unterschenkeln deuten auf Erkrankungen des Herzens hin. Besteht der Verdacht auf eine Herzschwäche, erfolgt eine Überweisung zum Kardiologen.

Je früher eine Herzschwäche und ihre Ursache erkannt wird, desto besser kann ein kritischer Verlauf der Erkrankung verhindert werden. Diese Gefahr konnte im Falle dieses Patienten durch eine medikamentöse Therapie verringert werden.

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