20.05.2024 Gesundheit

Wechseljahre: Lebensphase mit vielen Herausforderungen

Von Annette Schneider
Dr. Andreas Hagemann sprach 
mit prisma über das Thema Wechseljahre.
Dr. Andreas Hagemann sprach mit prisma über das Thema Wechseljahre. Fotoquelle: Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck

Dr. Andreas Hagemann sprach mit prisma über die seelischen Beschwerden und Therapiemöglichkeiten in den weiblichen Wechseljahren.

Die Wechseljahre sind im Leben einer Frau eine Zeit mit vielen Veränderungen. Männer erleben ähnliches in Form der
Andropause. In beiden Fällen kann der Hormonrückgang starke körperliche und seelische Beschwerden verursachen. Die
Intensität ist dabei individuell sehr verschieden.

Typische Beschwerden

Intensive Hitzeschübe, begleitet von Schweißausbrüchen am Tag oder in der Nacht, sind typische Wechseljahresbeschwerden von Frauen. Hinzu kommen nicht selten Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung. Der Östrogenrückgang kann außerdem Scheidentrockenheit verursachen und zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen. Stoffwechselveränderungen erhöhen das Risiko der Gewichtszunahme. Die hormonellen Schwankungen verursachen jedoch nicht nur körperliche Symptome, sondern können auch starke emotionale Schwankungen auslösen. „Neben den hormonellen, körperlichen Veränderungen kann es zu erheblichen seelischen Beschwerden kommen, wie etwa intensiv erlebte Verstimmungen und Gemütsschwankungen“, sagt Dr. Andreas Hagemann, Ärztlicher Direktor der nordrhein-westfälischen Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck.

Symptome bei Männern

Bei Männern spricht man von der Andropause. Der Rückgang des Testosteronspiegels kann beim Mann zu vermindertem sexuellem Verlangen führen. Auch Männer leiden unter Schwierigkeiten beim Einschlafen, Schlafstörungen oder häufigem nächtlichen Aufwachen. Müdigkeit, Energiemangel, Leistungsabnahme und Stimmungsschwankungen können weitere Anzeichen sein. Durch die Abnahme der Muskelmasse haben Männer teilweise Beschwerden in Muskeln und Gelenken. Ähnlich wie bei Frauen können in der Andropause Launenhaftigkeit und depressive Verstimmungen auftreten. Aber auch Stresserkrankungen können zu einer Veränderung des Testosteron-Spiegels führen, sodass sich immer wieder auch die Frage stellt, was ist Symptom und was ist die Ursache.

Kann die Stimmungslage vom Hormonhaushalt wesentlich beeinflusst werden?

Dr. Andreas Hagemann: In der Tat ist dies häufig der Fall, denn die Wechseljahre wirbeln den Hormonhaushalt erheblich durcheinander. Viele Frauen erleben Verstimmungen während des Klimakteriums – beginnend etwa ab 45 Jahren – als intensiver, länger und heftiger als in den Jahren zuvor. Zudem sind auch psychosomatische Beschwerden, etwa Ängste und Schlaflosigkeit, möglich.

Was kann die Stimmung verbessern?

Ein Augenmerk sollte auf einen ausgewogenen Lebensstil inklusive gesunder Ernährung gelegt werden. Empfehlenswert sind zudem regelmäßige Zeiten für Entspannung, Meditation, Bewegung und Sport und angenehme soziale Kontakte. Handelt es sich um leichte Gemütsschwankungen, so kann beispielsweise Johanniskraut helfen. Wegen möglicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollte man aber zuvor den Arzt fragen. Stehen die klimakterischen Beschwerden im Vordergrund, zeigen bei leichteren Beschwerden vielfach Traubensilberkerzen-Präparate, ätherische Öle oder homöopathische Behandlungen Wirkung.

Und wenn die einfachen Mittel nicht helfen?

Bei diagnostizierten mittleren bis schweren Depressionen ist professionelle medizinische Hilfe erforderlich. In der Regel umfasst die Behandlung eine Psychotherapie sowie – ab einem bestimmten Ausprägungsgrad der Erkrankung – begleitende Antidepressiva. Sind die Stimmungsschwankungen eindeutig hormonell bedingt, kann bei starken Beschwerden gegebenenfalls eine Hormontherapie sinnvoll sein. Neuere Studien weisen darauf hin, dass Hormone nicht nur bei typischen Wechseljahr-Symptomen wie Hitzewallungen und Reizbarkeit helfen, sondern eventuell auch bei Depressionen Linderung bringen können.

Sorgen Sie vor!

Am 28. Mai ist „Internationaler Aktionstag für Frauengesundheit“. Deutschland bietet Frauen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung eine Vielzahl medizinischer Vorsorgeuntersuchungen an. Die regelmäßige Teilnahme daran ist entscheidend, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Hier stellen wir einige der zentralen Vorsorgemaßnahmen vor. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Brustkrebsfrüherkennung:

Wie oft und wie die weibliche Brust untersucht wird, das ist abhängig vom Alter der Frauen. Bei Frauen zwischen 30 und 49 Jahren untersucht sie der Frauenarzt oder die Frauenärztin bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung, tastet die Lymphknoten in den Achselhöhlen ab, achtet dabei auf Form, Größe und eventuelle Verhärtungen der Brust und der Brustwarzen und darauf, ob sich Auffälligkeiten an der Haut zeigen oder Flüssigkeit aus der Brustwarze austritt. Im Alter zwischen 50 und 69 Jahren können Frauen zusätzlich alle zwei Jahre ein Mammographie-Screening wahrnehmen. Dazu werden sie per Brief eingeladen. Übrigens: Auch Männer können an Brustkrebs erkranken.

Gebärmutterhalskrebsfrüherkennung:

Durch jährliche sogenannte PAP-Abstriche ab einem Alter von 20 Jahren und ab 35 optional mit zusätzlicher HPV-Testung können frühzeitig veränderte Zellen erkannt werden. Vor Gebärmutterhalskrebs schützt zudem die HPV-Impfung. Diese sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Sie wird für Mädchen (und Jungen) ab neun Jahren empfohlen.

Darmkrebsfrüherkennung:

Ab dem 50. Lebensjahr steht Frauen die Möglichkeit einer Darmspiegelung (Koloskopie) zur Verfügung oder alternativ alle zwei Jahre der Test auf okkultes, also nicht sichtbares Blut im Stuhl.

Gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen:

Allen Frauen ab 20 Jahren wird eine jährliche gynäkologische Vorsorgeuntersuchung empfohlen. Ab dem 30. Lebensjahr wird eine Brust- und Lymphknotenabtastung sowie gegebenenfalls eine Ultraschalluntersuchung der inneren Geschlechtsorgane empfohlen.

Schwangerschaftsvorsorge:

Frauen in der Schwangerschaft oder mit Kinderwunsch profitieren von umfassender Schwangerschaftsvorsorge. Diese beinhaltet regelmäßige Untersuchungen, Ultraschalluntersuchungen, Bluttests und Beratungsgespräche.

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